Stehsatz

Wiedererleben: Unikatbuch von Sarah Janson. Studiengang Mediadesign MD.H München
Typografie und Buchgestaltung (3. Semester): Sarah Janson
Unikatbuch zu einer Kurzgeschichte von T.C.Boyle

Die Kurzgeschichte »Wiedererleben« handelt von einer kleinen Box, die Situationen aus der Vergangenheit eines Menschen auf dessen Netzhaut projizieren kann. Nach Eingabe von Datum und Uhrzeit kann so jeder Moment wiedererlebt werden. Eine schöne Idee — wenn man dabei nicht vergisst, im Hier und Jetzt zu leben. In Boyles Geschichte geht es nun um einen alleinerziehenden Vater im dauerhaften Konflikt mit seiner Tochter. Immer öfter zieht der Vater sich in das »Wiedererlebenszimmer« zurück, schwelgt in Erinnerungen und vergisst darüber die reale, heutige Tochter.

In einem selbstgebundenen Unikatbuch mit Hardcover und offener Fadenbindung wird diese Geschichte visualisiert. Die Passagen der Erzählung finden sich im typografischen Aufbau der Seiten wieder. Mal ist es ruhig, mal ist es dunkel, mal ist die Seite leer. Streit, emotionale Auseinandersetzungen, auch Schimpfwörter fließen in durcheinander laufende, mitunter übergroße oder auch manches mal unklare, unsortierte Typografie ein. Das Buch lässt den Leser, die Leserin die Geschichte gewissermassen auf einer weiteren Ebene, nämlich im Leseakt erleben.

Fotos und Redaktion: Sybille Schmitz
Typografie und Editorial Design (3. Semester): Celina Hofmann

Bei der hier bereits des öfteren vorgestellten Aufgabe, ein Unikatbuch zu einer Kurzgeschichte von T.C. Boyle zu gestalten, fiel die Wahl von Celina Hofmann auf die Geschichte »Bombig«. Darin sieht sich die Protagonistin, die ihr Studium verbummelt hat und schlußendlich ohne Abschluß da steht, mit dem Problem konfrontiert, daß ihre bislang stolzen Eltern bei der Graduierungsfeier von ihrem Scheitern erfahren werden. Die tragik-komische Story nimmt ihren Lauf, bis sich die Studentin in ihrer Verzweiflung zu einer fingierten Bombendrohung hinreißen lässt, um die Festlichkeiten zu verhindern. Sie scheitert grandios und sieht sich am Ende einer Gefängnisstrafe gegenüber …

Celina Hofmann inszeniert diese Geschichte in ihrem Softcover-Büchlein mutig mit unterschiedlichen Textebenen und visuellen Umsetzungen der handlungstreibenden Mobilkommunikation. Parallel zur fatalen Abwärtsspirale variieren die Textstrukturen mehr und mehr, die immer turbulenteren werdenden Aktionen und deren Folgen finden sich in fadenartigen Linien, die die Schlüsselwörter über die Seiten hinweg – Kausalketten ähnlich – verknüpfen.

Das Buch selbst besteht aus chamois-farbenem Papier, das mit der angewandten harten »monospaced Schrift« einen starken Kontrast bildet. Gelungen!

Fotos: Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Nikol Stancheva

Nikol Stancheva setzte sich in der Drittsemester-Studienarbeit mit der skurrilen Kurzgeschichte »Fünf-Pfund-Burrito« von T.C. Boyle auseinander, um daraus ein Unikatbuch zu gestalten.

Protagonist der Geschichte ist Sal, Sohn mexikanischer Einwanderer und Eigentümer eines seit Jahren eher schlecht laufenden Restaurants. Um das Geschäft anzukurbeln verfällt er auf die Idee, öffentlichkeitswirksam einen überdimensionierten, fünf Pfund schweren Burrito – den größten Burrito der Stadt – feilzubieten. Neben der gewünschten Steigerung der Einnahmen führt dies allerdings auch zu unerwünschten Veränderungen in Sals Laden und Leben.

So steht eines Tages sein Lieferant in Form eines überdimensionierten Hähnchens vor ihm, am Folgetag dann in Form eines Schweines, eines Aliens etc. Auch scheinen sich die Gäste an dem Tag jeweils der Erscheinungsform des Lieferanten anzupassen. Erst als Sal seinen exzentrischen Burrito wieder in normale Dimensionen überführt, verschwinden auch die abstrusen Visionen.

Nikol Stancheva interpretiert die Geschichte in einer farbenfrohen, typografisch mutig gestalteten Serie aus fünf Plakaten. Zusammengerollt wie ein Burrito und umschlungen von einer Banderole, entblättert sich die Geschichte dem Leser – in visuell überbordenden, fast halluzinierenden Sinneseindrücken.

Fotos: Sybille Schmitz