Stehsatz

Laut und Leise. Textinszenierung.
Textinszenierung »Laut und Leise«
Typografie (1. Semester): Lilli Hartig

Mit ihrer Darstellung der Begriffe Laut und Leise möchte Lilli Hartig den Betrachter auf subtile Art und Weise klarmachen, dass Rassismus auch heute, im Jahr 2022 noch ein Thema ist. Menschen werden aufgrund ihres Aussehens in Kategorien eingeteilt und diese mit (negativen) Wertungen versehen. So griff Hartig auf Erfahrungsberichte von Inana zurück, eine jungen Frau, die aufgrund ihrer Herkunft mit Rassismus und Anfeindungen im Alltag zu kämpfen hat. Sowohl ihre Aussagen als auch die Anderer hat sie dabei auf mehreren Seiten Transparentpapier typografisch inszeniert; die Seiten selbst sind hintereinander angeordnet.

Durch eine indirekte Konfrontation mit Aussagen wie beispielsweise: »Schaut ihr gerne dabei zu?« Werden die Betrachtenden »leise« für das Thema sensibilisiert und zum Denken angeregt. Durch die verschiedenen Transparentpapier-Lagen entsteht ein gesamter Text, der die Erfahrungen und Konfrontationen von Inana widerspiegelt.

Fotos und Text: Lilli Hartig, Redaktion: Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Sophie Feichtner
Papierarbeit zum Thema Aggregatzustände

Für die Visualisierung der Aggregatzustände und deren Übergänge hat Sophie Feichtner die Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck gewählt, diese in den dreidimensionalen Raum transportiert und anschließend in der Form von Mobiles aufbereitet. Der Kreis steht für ruhigere, weniger gespannte aber auch harmonische Zustände, das Quadrat hingegen für starre, harte und feste Formen, das Dreieck schließlich — mit seinem umgekehrten Schwerpunkt — steht für schwer greifbare Zustände. Die Farbwahl ist inspiriert von Vulkangestein, Lava und vulkanischen Gasen.

Alle Objekte wurden aus Papier gefaltet, anschließend in einem diagonalen Bildaufbau fotografisch inszeniert. Die Diagonale unterstreicht den beständigen Wandel von einem Zustand zum anderen visuell.

Die imposanten Bilder haben eine ungemein inspirierend-suggestive Kraft – die Assoziationen, die sie evozieren, dürften stark variieren von Betrachter zu Betrachter. Die universalen Formen bieten der Phantasie eine enorme Vielzahl an Ansatzpunkten und Interpretationsräumen.

Fotos: Sophie Feichtner
Audio-visuelle Darstellung des synästhetischen Farbenhörens.
Bachelorarbeit: Verena Manhart

Verena Manhart schuf im Zuge ihres Bachelorprojekts »synaesthetics« ein abstraktes Motion-Design-Musikvideo zu einem selbst komponierten und eingespielten Song. Diesen baute sie auf dem Beat ihres eigenen Herzschlags auf, der den Rhythmus, der jeden Menschen lebenslang begleitet, symbolisiert. Mit diesem Video soll den »Nicht-Synästhetikern« dieser Welt das Gefühl der Synästhesie, also der Simultan-Wahrnehmung – mit Fokus auf Farbenhören – nähergebracht werden. Zu Beat und den Instrumenten passend wurden – in Zusammenarbeit mit einem Synästhetiker – eigenständige grafische Systeme und Farbschemata entwickelt. Diese bewegen sich, die Musik begleitend, in separaten Quadraten. Damit wird auch die stets mit der Synästhesie einhergehende Gefahr der Reizüberflutung zum Ausdruck gebracht.

Bilder: Verena Manhart; Redaktion: Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit  (1. Semester): Sophie Feichtner

Die Arbeit »Love Letter(s)« widmet sich – wehmütig und sinnierend, aber auch respektvoll und dankbar – an eine vergangene Liebesbeziehung. Mit 24 Metern Garn, sinnbildlich für die 24 Monate der Beziehung, hat Sophie Feichtner unausgesprochene letzte Worte auf einen dünnen Stoff gestickt und diesen anschließend gerahmt. Die der heutigen Kommunikation, etwa der mittels Spracherkennung schnell verschickten Nachricht per App, diametral entgegengesetzten Art einer Äußerung könnte nicht entschleunigter sein. Eben dadurch schafft die Arbeit, die wahrlich auf schlichte Art und Weise, lediglich mit Nadel & Garn, geschaffen wurde, der Liebe, der Intimität, einer Beziehung und dem immer auch schmerzlichen Ende gerecht zu werden. Man fragt sich, was die angesprochene Person wohl erwidern würde – und auf welche Weise.

Fotos: Sophie Feichtner
RED or BLUE. A Fake Journey
Bachelorarbeit: Julia Floth, William Kirchinger

Falschmeldungen verbreiten sich deutlich rasanter als wahre Informationen. Verantwortlich sind psychologische und instinktive menschliche Ausprägungen, die die eigene Einschätzung verzerren und Affekthandlungen auslösen.

Um dies näher zu ergründen, setzen wir uns mit den Methoden der Kommunikation, Manipulation, Psychologie und den Charakteristika von so genannten Fake News auseinander. Die Werbebranche und das Interface Design werden unter diesen Aspekten beleuchtet, der Bereich der Desinformation und Verschwörungstheorie wird gesondert und detailliert beschrieben.

Diese Arbeit soll Gefahren und Folgen von Fake News verdeutlichen und mögliche Schutz- und Erkennungsmaßnahmen an die Hand geben.

Entstanden ist eine Box, die den Betrachter mit Mitteln der visuellen Kommunikation für das Thema sensibilisiert. Color Exposure, Musterbildungen und sensible Illustrationen kommen dabei zum Einsatz. Grafisch wie strukturell basiert die Box auf einer blauen und einer roten Ebene — die eine steht für wahre Nachrichten, die andere für die gefälschten.

»RED or BLUE«  ist am Donnerstag, den 31. März 2022, auf der Onlinewerkschau »Out of one’s mind« zu sehen. Empfehlenswert.

Text und Fotos: William Kirchinger und Julia Floth, Redaktion: Sybille Schmitz
Graduate Show München am 31. 3. 2022, 18:00 Uhr–21:00 Uhr
Werkschau der Bacheloranden des Fachbereichs Media Design

Die Bacheloranden des Fachbereiches Media Design der MD.H München (Mediadesign Hochschule) verabschieden sich mit einer Online-Ausstellung ihrer Abschlussarbeiten. Das Motto »out of one’ s mind« bezieht sich auf die sprudelnde Kreativität der Bacheloranden, die sie als Designer ausmacht. Die außergewöhnlichen, individuellen und kreativen Ideen, die aus den Köpfen der angehenden Designer strömen und in ihren jeweiligen Bachelorarbeiten verkörpert sind, werden in einem Livestream vorgestellt. Dieser findet am 31. März 2022 zwischen 18 und 21 Uhr online unter wks-muc.mediadesign.de statt.

Wir freuen uns auf einen Abend voller Inspiration, guter Laune und kreativem Austausch!

Designentwurf: Mona Kerntke, Anna Lea Trumpetter, Lara Traub und Franziska Bilyj; 
Realisation Gestaltung, Koordination und Umsetzung MD1020 und MD0421. 
Projekt Communication Design. Dozenten: Markus Eggart, Prof. Frank Rief, Prof. Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Lilli Hartig

Geburt, Kindesalter, Adoleszenz, Erwachsenenalter, Greisenalter und das Lebensende. Die sechs Phasen des Lebens finden sich in Lilli Hartigs Arbeit als Kreise aus gerollten Papierstreifen wieder.

Der Kreis steht für für das Leben, er symbolisiert Bewegung und Fortlauf. Das Quadrat als statische, feststehende Form demgegenüber ist das Symbol für den Tod, für das Irreversible, Unveränderliche.

Das Neugeborene wird als kleiner, komplett weißer Kreis dargestellt. In den darauffolgenden Lebensphasen werden die Farben Gelb, Blau und Rot in unterschiedlicher Gewichtung hinzugefügt und die Kreise werden größer. So steht Rot für Aggression, Durchsetzungskraft, derer es bedarf im Prozeß des Erwachsenwerdens, aber auch für die Liebe. Gelb ist die Farbe der Sonne und des Lichts und steht für Wissen und Weisheit. Blau als Farbe des Himmels steht für Klarheit und Objektivität.

Im Greisenalter nimmt die Größe des Kreises wieder ab, so wie die Wege, die zu gehen der alte Mensch im Stande ist, immer kürzer werden. Am Lebensende wird aus dem Kreis ein Quadrat – nicht mehr weiß, sondern gänzlich schwarz.

Fotos: Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Sarah, Janson, Larissa Laurentzi, Verena Schneider

»Queer, feministisch, intersektional und dekolonial« – Diese Meinungen vertritt das unabhängige Designmagazin form, welches wir in der Ausgabe form 289,5 analysiert haben. Entstanden ist ein Magazin, das den Charakter und Charme des Originals genau trifft.

filter: Jede form-Ausgabe ist in die vier Rubriken filter, focus, files und alles andere unterteilt. Im ersten Teil wird die Designszene gescannt. Diese Rubrik nutzten wir, um über form zu schreiben, die Rubriken zu erklären und auf die Zielgruppe einzugehen.

focus: Der Schwerpunkt »Analyse und Design« liegt in der gestalterischen Analyse. Wie in jeder form-Ausgabe, gibt das Thema dieser Rubrik den Namen der Ausgabe vor. Hier wurden Format, Satzspiegel, Raster, Inhaltsverzeichnis, Impressum und Cover unter die Lupe genommen. Des Weiteren analysierten wir Trenn-, Themen-, Produkt-, Kolumnen- und Inhaltsseiten. Es wurde stets darauf geachtet, dass die Seiten, in denen die jeweiligen Inhalte erklärt sind, genauso aufgebaut sind, wie es in der form geschieht.

files: Mit dem Chefredakteur Anton Rahlwes konnten wir im Rahmen dieses Projekts ein Kurzinterview führen, das seinen Platz in 20 Fragen an gefunden hat. Unsere ganz persönliche Meinung zur form konnten wir abschließend in den Rezessionen miteinbringen. Hier erklären wir, wieso wir uns in der Aufgabe für die form entschieden haben, was wir daran gut finden und was wir einfach ganz anders machen würden. Ein abschließender Satz, der uns wohl immer im Gedächtnis bleiben wird? Es ist eben eine Frage der form.

Fotos: Sarah Janson
Typografie und Buchgestaltung (3. Semester): Sarah Janson
Unikatbuch zu einer Kurzgeschichte von T.C.Boyle

Die Kurzgeschichte »Wiedererleben« handelt von einer kleinen Box, die Situationen aus der Vergangenheit eines Menschen auf dessen Netzhaut projizieren kann. Nach Eingabe von Datum und Uhrzeit kann so jeder Moment wiedererlebt werden. Eine schöne Idee — wenn man dabei nicht vergisst, im Hier und Jetzt zu leben. In Boyles Geschichte geht es nun um einen alleinerziehenden Vater im dauerhaften Konflikt mit seiner Tochter. Immer öfter zieht der Vater sich in das »Wiedererlebenszimmer« zurück, schwelgt in Erinnerungen und vergisst darüber die reale, heutige Tochter.

In einem selbstgebundenen Unikatbuch mit Hardcover und offener Fadenbindung wird diese Geschichte visualisiert. Die Passagen der Erzählung finden sich im typografischen Aufbau der Seiten wieder. Mal ist es ruhig, mal ist es dunkel, mal ist die Seite leer. Streit, emotionale Auseinandersetzungen, auch Schimpfwörter fließen in durcheinander laufende, mitunter übergroße oder auch manches mal unklare, unsortierte Typografie ein. Das Buch lässt den Leser, die Leserin die Geschichte gewissermassen auf einer weiteren Ebene, nämlich im Leseakt erleben.

Fotos und Redaktion: Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Sebastian Müller

Die Arbeit von Sebastian Müller widmet sich dem Thema »Stadt anders sehen« und visualisiert unterschiedliche Siedlungsarten, von Einöde, Gehöft, Dorf, Stadt bis hin zur Metropole.

Inspiriert von Piet Mondrian schuf Müller fünf gleich große Holzplatten, auf die er im Stile von abstrahierten Stadtplänen Linien als Wege und farbige Rechtecke als Gebäude platzierte. Mit zunehmender Siedlungsgröße nimmt die Anzahl der Wege zu, der Farbton ändert sich und die Komplexität der Anordnung steigt. Zudem sind die aus Pappe hergestellten Linien und Rechtecke etwas erhöht, so dass ein reliefartiger, leicht dreidimensionaler Eindruck entsteht, der den Typus der Siedlung – die großen Gebäude der Stadt sind höher als die einfachen Gebäude – zusätzlich unterstreicht. Die Farbgebung orientiert sich an der Atmosphäre der Lebensstätte, Rottöne stehen hier für die quirlige, hitzige Metropole, grau für das unscheinbare Gehöft.

Fotos: Sebastian Müller