Stehsatz

Wiedereröffnung der Hochdruck-Werkstatt nach umzugsbedingter Zwangspause
IMPRIMATUR – es kann [ab jetzt wieder] gedruckt werden
Wiedereröffnung der Hochdruck-Werkstatt nach umzugsbedingter Zwangspause

Bedingt durch den Umzug der mdh (München) von der Neuen Balan in die Neumarkter Straße musste auch die Werkstatt ihre alten Räumlichkeiten verlassen. Kein leichtes Unterfangen, eingedenk der Tatsache, dass spezielle Anforderungen wie zum Beispiel Starkstrom notwendig sind, dass rund 14 Tonnen Blei und sperrige Maschinen untergebracht werden wollen. Da Auszug und Einzug nicht lückenlos zu organisieren waren, musste die gesamte Werkstatt zwischengelagert werden.

Umso mehr freut es mich, dass die Handsatz-Werkstatt nun Mitte Dezember 2022 wieder zum Leben erwachte. Dank eines enormen Kraftaufwandes, einer gehörigen Portion Zähigkeit, viel Fleiß – nicht zuletzt von Seiten einiger studentischer Helferinnen – konnten nun sämtliche Bleibuchstaben sowie alle Maschinen ein neues, und noch dazu größeres Zuhause beziehen. Die Phase der Feinarbeit, soll heißen das Sortieren der beim Umzug durcheinandergekommenen Regletten, Quadraten, Schriften etc. neigt sich nunmehr ihrem Ende zu. Diese hatte mitunter die Anmutung einer Sisyphusarbeit, bei der ich besonders die Unterstützung von Katharina Lutz hervorheben möchte, die mit Arbeiten für ihre Bachelorarbeit die neue Werkstatt nun einweihen darf und dies mit dem ihr eigenen Elan und ihrer unerschöpflichen Begeisterung tut.

Bereits im laufenden Wintersemester sollen wieder Kurse stattfinden, die den heutigen Digital Natives des 21. Jahrhunderts das Verständnis der Typografie haptisch begreifbar machen wird.

Besonderer Dank für unermüdlichen Einsatz (z. B. etwa im Hinblick auf das Schleppen der elend schweren Schubladen) geht an Katharina Lutz, Dr. Isa Ogbomo, Boris Braunstorfinger, Sarah Janson, Josephin Oschmann, Sofia Mari, Clara Reichelt, Shafi Paiwand, Günter Westermaier. Für die Organisation der Räume möchte ich mich herzlich bei Martin Adam bedanken.

Eine feierliche, dem Anlass angemessene Eröffnung ist angedacht. Sie wird voraussichtlich Anfang März stattfinden und rechtzeitig auf den üblichen Kanälen avisiert.

In diesem Sinne bleibt an dieser Stelle nur noch zu sagen: IMPRIMATUR!

Fotos: Sybille Schmitz, Katharina Lutz, Michael Dietlmeier
Ein studentisches Projekt der MD.H München

Es herrscht Betriebsamkeit in unserer Druckwerkstatt: Seit Tagen wird skizziert, unterbaut, gesetzt, gedruckt, bisweilen geflucht, nachjustiert und schließlich vollendet. Die Media Design-Studierenden Jakob Kreitner, Dani Ibler, Nico Janson und Thomas Fäckl bereiten sich, bewaffnet mit einer »Nudel« (das ist eine kleine Abzugspresse), auf ihren Besuch der Handwerksmesse vor. Das kleine Grüppchen an Studierenden darf in diesem Jahr eigens gestaltete Karten zum Jahreswechsel unter der Ägide von Werner Hiebel von der officin albis an seinem Stand bei der KreARTiv am 27. und 28. Oktober in München zum Druck anbieten.

Dies hat einigen Ehrgeiz geweckt, auch deshalb, weil man Werner Hiebel, bekannt für seine erlesenen Bücher im Handsatz, begleiten darf. Und so staune ich nicht schlecht über das bunte Potpourri an Illustrationen und Textarbeiten, die im Vorfeld entstanden sind. Dabei sollen die Messebesucher einen Einblick erhalten, wie eine Druckform aussieht, worauf es beim Drucken ankommt und selbstverständlich auch, dass eben dieses »Handwerk« eine formidable Kunst ist. Die Kartenmotive der Studierenden können am Stand selbst gedruckt werden. Zur Sicherheit ist im Vorfeld eine kleine Auflage gefertigt worden, damit das Ergebnis auch die gewünschte Qualität zeigt.

Bemerkenswert ist auch die Bachelorarbeit von Sophie Wagenknecht (Fakultät 6, Druck- und Medientechnik, HS-München), die aus unterschiedlichen Materialien in akribischer Arbeit diverse Klischees im Lasergravurverfahren erstellt und gedruckt hat. Ihre Arbeit ist auf dem Messestand ebenfalls zu begutachten.

Ein Besuch in der Ständlerstraße am Stand von Werner Hiebel in München ist für alle Handsatzliebhaber, Gestalter und die, die es werden wollen, wirklich lohnenswert!

Fotos: Jakob Kreitner, Sybille Schmitz
Initialen Teil 2: Zum Entwurf zum Druck

Im Initialenkurs von Peter Gericke sehen und verfolgen die Studierenden den langen Weg vom Entwurf der Initiale bis zum fertigen Druckwerk aus der Handpresse.

Es beginnt mit der klassischen Herangehensweise – dem zeichnerischen Entwurf (siehe Blogeintrag vom 20.9.2012). Hierauf folgt die Reinzeichnung, die viel Augenmaß, eine ruhige Hand, Geduld und Sorgfalt verlangt – erschwerend kommt hinzu, dass jede Farbe eine eigene Zeichnung verlangt, die sich präzise und  passgenau mit den andersfarbigen Elementen zu einem fehlerfreien Gesamtbild einfügen muss. Bei diesem diffizilen Prozess ist die kritische Begleitung eines erfahrenen Auges, nicht selten die praktische Unterstützung einer meisterlichen Hand wahrlich eine unschätzbare Hilfe.

Im zweiten Abschnitt wird mit Hilfe dieser Vorlagen die Herstellung der sogenannte Nyloprints für den späteren Druck vorbereitet. Die Nyloprints selbst stellt ein externer Druckservice gemäß der Reinzeichnung her. Der eigentliche Druck beginnt, wie auf den Fotos zu sehen, mit dem Ablösen der alten vorherigen Nylos, die in der Regel für zukünftige Projekte aufgehoben werden – sie sind schließlich für die Studierenden kaum wieder herzustellende Unikate.  Im Anschluss wird der Unterbau angepasst, dessen Breite auf die Größe des Nyloprints und dessen Höhe auf die Schrifthöhe justiert werden muss. Schließlich werden die Nylos montiert, die Abziehpresse eingerichtet und die Farbe gemischt. Wie ein erfahrender Buchdrucker weiß, wird dabei stets etwas Weiß beigemischt, wodurch eine gleichmäßigere, flächigere Farbwirkung entsteht. Nun kann endlich, nach vielen Stunden des Entwerfens (und Verwerfens), des sorgsamen Zeichnens, der externen Fertigung der Druckvorlage, des Montierens und Farbmischung der Druck beginnen.

Nach dem ersten Farbauftrag wird das Blatt zum Trocknen aufgehängt, dann folgt der Druck der nächsten. Um die Passgenauigkeit der einzelnen Druckschritte zu erreichen, greift der erfahrene Drucker nicht selten auf die Technik des Drehpunktschließens zurück. Etwaige kleinere Ungenauigkeiten können so ausgeglichen werden.

Auch hier schafft es Herr Gericke wieder, die im digitalen Zeitalter Aufgewachsenen für klassische, althergebrachte Fertigkeiten zu interessieren und für das haptische, handwerkliche Erlebnis zu begeistern.