Stehsatz

Das Alphabet der Entschleunigung von A bis Z
Bachelorarbeit: Katharina Lutz

In dieser Arbeit, die das persönliche Ziel der Zurückgewinnung von Entschleunigung verfolgt, wird sich in einem Versuch, den »Rhythmus des Lebens« und damit die Kreativität zu beleben, mit analogen gestalterischen Methoden im Rahmen eines Selbstexperiments in der Druckwerkstatt auseinandergesetzt. Dadurch soll der Beschleunigung des Alltags des Grafikdesigners, der sich vorwiegend im digitalen Raum aufhält, entgegengewirkt werden.

Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Arbeit, sollen allen Menschen, die der Beschleunigung ebenso entkommen möchten und die sich für grafische Arbeiten interessieren, zeigen, ob das Ziel der Suche nach Entschleunigung und neuer Modernität – gemäß der Vermutung – durch analoges Experimentieren zu erreichen ist.

Um die Durchführung der praktischen Arbeit, die sich auf umfassende Forschungsarbeit zur gesellschaftlichen und gestalterischen Thematisierung der Entschleunigung und Beschleunigung sowie analogen und digitalen Arbeiten im Grafikdesign auseinandersetzt, an dieser Stelle zu erklären, muss kurz das Vorgehen im Experiment beschrieben werden. Zu Beginn entstehen bewusst und ohne konkrete Grenzen, um Materialbewusstsein zu gewinnen und dadurch über die Bedienung aller Sinne Inspiration zu erfahren, Versuche mit Grundformen und Farbe im Druck. Diese führen schließlich zur Entwicklung der im Zentrum stehenden Visualisierungsidee eines abstrakten Alphabets.

Das Alphabet der Entschleunigung von A bis Z, dessen Einzelzeichen aufwendig händisch entwickelt werden, lädt auf eine visuelle und haptische Auseinandersetzung mit Entschleunigung ein. Es legt den Fokus auf die Formensprache und rückt dabei den physischen Entstehungsprozess, der maßgebliche Einfluss auf Wirkung und Optik der grafischen Endformen nimmt, in den Vordergrund.

Die Arbeit gibt es auf der Werkschau am 09. März 2023 in der Druckwerkstatt der MD.H in der Neumarkter Strasse 22 zu sehen.

Fotos: Katharina Lutz, Redaktion: Sybille Schmitz
The greatness of the Cyrillic alphabet and its fall in modern times.
Bachelorarbeit: Nikol Stancheva

Das kyrillische Alphabet ist eine Gruppe von Alphabetsystemen, die hauptsächlich von slawischen Völkern verwendet werden. Es entstand im 10. Jahrhundert und wurde erstmals in der altbulgarischen Literatursprache verwendet. Heute ist es nach Latein und Griechisch das dritte offizielle Alphabet der Europäischen Union und wird von über 250 Millionen Menschen in mehr als 20 Ländern weltweit verwendet. Insbesondere in Bugarien gehörte es lange zum Selbstverständnis der Bevölkerung, in den 1990er Jahren folgte — bedingt durch Digitalisierung und Öffnung zum Westen — der Umstieg zum römischen Alphabet.

In jüngster Zeit erlebt das Kyrillische eine Renaissance im Design, insbesondere in der Modebranche, da es bekannten Symbolen eine einzigartige und exotische Note verleiht. Trotz ihrer traditionellen Wurzeln kann die kyrillische Schrift an modernes, internationales Design und auch an eine mondäne Kultur angepasst werden, wie diese Kampagne zeigen soll.

Die Abschlussarbeit »Bulgarian identity disorder« untersucht das kyrillische Alphabet in seiner bulgarischen Form, seine Geschichte, Verwendung und Abwesenheit in der modernen Gesellschaft. Das Augenmerk liegt darauf, wie schmerzhaft das Verschwinden des Kyrillischen in den zurückliegenden Dekaden die bulgarischen Identität getroffen hat. Mit einer Reihe von Plakaten will die Kampagne die Schönheit und Bedeutung der bulgarischen Kultur und ihres kyrillischen Alphabets herausstellen. Diese postmodernen Plakate kehren die »trendige« Schreibweise bulgarischer Wörter in lateinischer Sprache um und präsentieren stattdessen englische Wörter in kyrillischer Schrift. Sie zeigen, wie traditionelle bulgarische Elemente mit modernen Layouts kombiniert werden können, um die Beziehung zwischen Tradition und Globalisierung, West- und Osteuropa, Wurzeln und Gegenwart darzustellen. Das Projekt richtet sich in erster Linie an zwei Gruppen: Ausländer, die die kyrillische Schrift kennen lernen möchten, und junge Bulgaren, die die Schönheit ihres eigenen Alphabets nicht mehr zu schätzen wissen. Ziel der Kampagne ist es, die Bedeutung und Schönheit traditioneller bulgarischer Elemente hervorzuheben und zu unterstreichen, wie wichtig die Bewahrung der eigenen Kultur angesichts der rasanten Globalisierung ist.

Die Arbeit gibt es auf der Werkschau am 09. März 2023 in den neuen Räumlichkeiten der MD.H in der Neumarkter Strasse 22 zu sehen.

Redaktion: Sybille Schmitz
Project Communcation Design II (4. Semester): Digitales Magazin ’naus
Mona Kerntke, Josephin Oschmann, Anna Lea Trumpetter

»’naus« ist ein Independent Magazin für Studenten und junge Erwachsene, das am Ende eines jeden Semesters erscheinen soll. Das Magazin wirft den Blick hinaus (daher der Name) in die Welt – mit all ihren Möglichkeiten, Problemen und Anforderungen in der heutigen Zeit. Dieser Blick will kritisch, aber auch optimistisch sein: Wege wie auch Persönlichkeiten, die auf nachhaltige und verantwortungsvolle Weise Perspektiven für junge Menschen aufzeigen, werden hier aufgegriffen und vorgestellt. Gestaltungsmöglichkeiten, Freizeitaktivitäten, inspirierende Orte, Restaurants und Bars, Veranstaltungen und Initiativen stehen im Vordergrund, alles im Hinblick auf eine zukunftsfähige Welt und ein lebenswertes München.

Das Magazin beinhaltet Interviews, Reportagen, Geschichten, sachliche Berichte wie auch persönliche Meinungen und wird nicht durch Werbung unterstützt. Zusammengefasst: »’naus« soll jungen Erwachsenen ermöglichen, die Stadt wie auch das Umland besser kennenzulernen, aber auch Inspiration bieten für ein nachhaltiges Leben und Wirken.

© Mona Kerntke, Josephin Oschmann, Anna Lea Trumpetter; Redaktion Beitrag: Sybille Schmitz
Crossmedia Projekt Communication Design II (4. Semester): Felix Stoffel, Anja Hergl, Alicia Lindner, Peter Prieth, Lisa-Sophie Rid

100dB ist ein digitales Magazin im Tablet-Format mit dem Fokus auf die Münchner Musikkultur. In vierteljährlichen Ausgaben wird eine konkrete Musikrichtung und die damit einhergehenden Themen wie Modestil, die angesagten Clubs, Insider-talk sowie auch Newcomer aus dieser Szene beschrieben. So soll es den Lesern möglich sein, die verschiedensten Facetten der Münchner Szene kennenzulernen, auf neue Trends, neue Musikrichtungen aufmerksam zu werden — am Puls eines »urban lifestyles« zu horchen. Das Magazin ist gestalterisch ein Abbild der gezeigten Szene und transportiert die Atmosphäre der jeweiligen Musikrichtung bzw. Subkultur.

Der Titel 100dB ist aufgrund des Zusammenhangs zur Musik gewählt. »dB« steht für die Einheit Dezibel und wird direkt mit dem Thema Musik assoziiert. 100dB evoziert das Bild eines von wummernden Bässen pulsierenden Clubs voller junger, feiernder Menschen.

Bei der ersten Ausgabe dreht sich alles rund um die Musikrichtung Techno, an der die Idee des Magazins exemplarisch konkretisiert wird. Weitere Ausgaben werden sich mit den Musikrichtungen Funky Music, FlowerPower, Electro Music, HipHop, Punk Rock und vielen anderen auseinandersetzten. Die Farbauswahl variiert je nach Ausgabe und wird an die Musikgenre des Magazins abgestimmt. Passend zu dem Thema Techno in der ersten Ausgabe, werden vor allem schwarze und knallige Farben/Lichter assoziiert. Durch diverse Audioelemente taucht der Leser noch tiefer in die jeweilige Musikrichtung ein. Musik und Töne wecken Emotionen, erzeugen Stimmungen. So gibt es nicht nur ein visuelles, sondern auch ein auditives Nutzererlebnis.

Layouts: Felix Stoffel, Anja Hergl, Alicia Lindner, Peter Prieth, Lisa-Sophie Rid; Fotos:Jonas Deinmann
Visualisierung (1. Semester): Katrin Eder

Die Aufgabe war, den Lebenszyklus mit einfachen Mitteln zu visualisieren. Gemeint sind damit die sechs Phasen von der Geburt, über das Kindesalter, die Adoleszenz, das Erwachsenenalter, den Lebensabend bis hin zum Tod.

Katrin Eder entschied sich für die Darstellung mit Linien, einer den Gesetzen der Formenlehre folgende, sehr vielfältigen Ausdrucksmöglichkeit. So ist die Geburt etwa mit einer entstehenden, sich ausdehnenden vertikalen weißen Linie dargestellt, im Kindesalter nehmen die Ausdrucksmöglichkeiten zu, analog dazu nimmt die Anzahl der Linien ebenso wie deren Farbigkeit zu. Die Adoleszenz, Zeit des Sturm & Drang, ist gekennzeichnet durch eine auf den ersten Blick chaotische, verdichtete Überlagerung von Linien in warmen, energetischen Gelb- und Orange-Tönen. Das gefestigtere Erwachsenenleben spiegelt sich in geordneten Liniensystemen wider. Das Alter und der darauffolgende, unausweichliche Tod werden durch eine im Schwarz ausklingende, horizontale Linie dargestellt.

Entstanden ist ein Leporello, das die einzelnen Phasen nacheinander abbildet.

Fotos: Sybille Schmitz
Magazinanalyse (4. Semester): Josephin Oschmann, Sofia Mari Surkau
What FUKTing is all about

Das Magazin FUKT ist ein mutig gestaltetes Independent-Magazin, das jungen und renommierten Zeichnern eine Bühne gibt und Einblicke in ihre Schaffensprozess gewährt. Um den Charakter diese Magazins zu analysieren und zu schärfen wurde ein experimentelles Cover erstellt, indem mit Zahnstochern aus Papier Buchstaben ausgekratzt wurden. Auch die Schriftkombination in der vorliegenden Ausgabe – eine serifenlose Schrift und eine Handschrift – ist durch die Digitalisierung der eigenen Handschrift in der Analyse aufgegriffen worden.

Der doppeldeutige Name — neben der offensichtlichen Bedeutung ist »FUKT« norwegisch für feucht — ist in der analytischen Betrachtung humoristisch gewürdigt. In »where to get FUKT up« ist beispielsweise visualisiert, wo man das Magazin erwerben kann. »20 FUKTs given« spielt an auf die 20 bereits erschienen Ausgaben. Auch die im Interviewstil verfassten Artikel von FUKT finden sich in der Gestaltung der Magazinanalyse wieder.

Fotos: Josephin Oschmann, Sofia Mari Surkau
Unikatbuch (4. Semester): Clara Reichelt
Dunkle Materie 3

In ihrer Interpretation der Geschichte »Dunkle Materie« nutzt Clara Reichelt die gesamte Klaviatur des typografischen Materials, um unterschiedliche Ebenen des Handlungsstranges zu verdeutlichen. Alles, was mit dunkler Materie im weitesten Sinn zu tun hat, ist negativ auf schwarzem Papier gedruckt. Wortgewaltige Ausbrüche oder auch Gedanken sind in fetterem Schnitt, größerem Schriftgrad oder auch in lauten Versalien gesetzt. Unterschiedliche, ineinander verschachtelte Seitenformate unterstreichen die unterschiedlichen Erzählebenen zusätzlich.

Das Buch selbst ist handlich und schlicht gestaltet. Das schwarze Cover weist eine dezente Prägung auf. Gelungen.

Fotos: Felix Stoffel
Julie und der Warlord
Unikatbuch (4. Semester): Mona Kerntke

Das Unikatbuch der Kurzgeschichte »Julie und der Warlord« des US-amerikanischen Autors B. J. Novak visualisiert den trügerischen Charakter des Warlords, der sich im Laufe eines dubiosen Dates als äußerst brutal und gefühlskalt entpuppt.

Auf den Innenseiten wird der Fokus auf einen rein typografischen Ansatz gelegt. Das ungewöhnliche Cover unterstreicht die Aussage des Interpretationsansatzes. Der graue Buchbindekarton des Covers ist mit einer dünnen Alufolie beklebt. Der Titel, der auf eine matte, schwarze Vinylfolie geplottet und auf das Cover geklebt ist, ist an die Struktur der Innenseiten angelehnt. Die reflektierende Oberfläche verzerrt das eigene Spiegelbild. Der metallische Look des Covers wirkt hochwertig und auffallend. Übertragen auf die Geschichte soll dies Julies anfänglich durchaus positiven Eindruck des Warlords darstellen. Die offene Fadenbindung offenbart am Buchrücken erste Einblicke in das Buchinnere, weshalb über die Buchmitte hinaus gestaltet wurde. Die Innenseiten sind auf einem 170 g/m ² Papier gedruckt.

Die Geschichte ist in ruhige und laute Parts unterteilt. Auf ruhigen Seiten ist der Text unaufgeregt und schlicht gesetzt. Der Text befindet sich dabei ausschließlich auf der rechten Seite, die linke Seite ist frei gelassen. Laute, aufwühlende Passagen der Geschichte sind auf experimentelle Art und Weise gestaltet. In einem mehrspaltigen Raster werden Aussagen blockweise dargestellt und Hervorhebungen und Wiederholungen verwendet. Auf diese Weise wird der höchst irritierende Charakter des Warlords visualisiert. Die Seiten wirken abgehackt, steif, strikt und statisch. Um diese statische Wirkung zu unterstreichen, wird in der Akzidenz Grotesk gesetzt.

Fotos: Mona Kerntke, Redaktion: Sybille Schmitz
Editorial Design (4. Semester): Mona Kerntke, Anna Lea Trumpetter
Analyse des US-amerikanischen Architekturmagazins

Architekturmagazine können weit mehr sein, als nur imposante Gebäude zu präsentieren oder schnöde Grundrisse abzubilden. Das US-amerikanische Magazin PIN-UP schafft es, die vielfältigen Seiten der Architektur den Architekturliebhabern und auch denen, die es werden wollen, auf vergnügliche Art und Weise näher zu bringen.

Dieses Magazin wurde nun inhaltlich und gestalterisch unter die Lupe genommen. Inhaltlich taucht der Leser/die Leserin ein in eine Welt voller architektonischer Aspekte, mit inspirierenden Menschen und prägenden Geschichten. Aus gestalterischer Sicht überzeugt das Magazin mit mutiger Typografie und experimentellen Layouts.

Fotos und Text: Mona Kerntke, Anna Lea Trumpetter; Redaktion: Sybille Schmitz
»Dunkle Materie«
Unikatbuch (4. Semester): Josephin Oschmann

Die Geschichte des Unikatbuchs »Dunkle Materie« stammt vom Autor B. J. Novak und wurde durch Auseinandernehmen und wieder Zusammenfügen von Textpassagen visuell neu interpretiert. Der Protagonist der Geschichte schweift zunehmend mit seinen Gedanken ab und blendet die Erklärungen des Wissenschaftlers, was dunkle Materie ist, zunehmend aus. Der verworrene Erzählstrang, welcher durch die teils extrem irrlichternden Gedankenzüge entsteht, wird durch die peu a peu nach rechts gerückten Texte bis hin zu sich schlingenden Textpfaden wiedergegeben. Durch den Weißraum entstehen organischen Formen, welche die tatsächlichen Verständnislücken über die dunkle Materie symbolisieren.

Jegliche Informationen und Textinhalte werden erst durch das Einsetzen von Schwarzlicht sichtbar und wird somit dem Leser — wie dem Protagonisten auch — zunächst vorenthalten. Diese Informationen sind zudem in krakliger Handschrift abgebildet und wirken so, als hätte der Wissenschaftler Notizen niedergeschrieben. Die gegensätzliche, vulgäre Sprache des Protagonisten wird in lauter Typografie hervorgehoben. Zusätzlich – um das äußere Erscheinungsbild einer Infobroschüre beizubehalten – wurden Bilder und ­Kurzbiografien von Wissenschaftlern, die sich mit der dunklen Materie befassten, abgebildet. Im Schwarzlicht kommt ein Vandalismus der Fotos zu Vorschein, welcher auf die Haltung des Protagonisten gegenüber von Wissenschaftlern anspielt.

Das Format spiegelt auch den Inhalt wider. Das Unikatbuch ist in Form eines Faltplakats bzw. als Infobroschüre einer Ausstellung umgesetzt worden. Das zusammengefaltete Plakat entspricht dem Format eines Ausweises und wird in einem Ausweishalsband mit Schwarzlichtanhänger verpackt, an welchem der Wissenschaftler in der Geschichte vom Erzähler gewürgt wird.

Fotos: Felix Stoffel, Redaktion: Sybille Schmitz