Stehsatz

Typografie (2. Semester): Julia Floth, Christina Martin, Maria-Giulia Hiller
Buchprojekt Hermann Zapf
Typografie (2. Semester): Julia Floth, Christina Martin, Maria-Giulia Hiller

Das Buch von Julia, Christina und Giulia setzt sich mit dem Ausnahmetypografen Hermann Zapf  (1918–2015) auseinander. In dem unkapriziös wirkenden kleinen Taschenbuchformat verbirgt sich ein gewichtiges Wendebuch: Teil 1 ist der Person Hermann Zapf, Teil 2 einer seiner Schriften, der Optima, gewidmet.

Der gebürtige Nürnberger verfügte über keine klassische Schriftausbildung an einer Schriftschule, er machte zunächst eine Lehre als Positiv-Retuscheur. Bereits in jungen Jahren begeistert von der Schriftkunst Rudolf Kochs und Edward Johnstons erlernte Hermann Zapf die Kalligrafie als Autodidakt.

Nach dem zweiten Weltkrieg konnte Hermann Zapf schnell im internationalen Schriftgeschehen reüssieren – seine Art zu Schreiben zeichnete sich durch enormen Perfektionismus ebenso wie durch eine grundsätzliche Vielseitigkeit aus. Womöglich kam ihm hier zu Gute, dass er durch keine Schule, durch keine Tradition geprägt und beengt wurde, so dass er frische, kreative Ideen entwickeln konnte.

Hermann Zapf verfügt über ein reichhaltiges Œvre – Schriften wie etwa die Saphir, die Zapfino, die Optima und die Palatino sind auch heute noch im Gebrauch, im positiven Sinne populär. Lesbarkeit und Schriftqualität waren Zapf stets oberstes Gebot. Technischen Neuerungen stand er offen gegenüber und entwickelte im Zuge der zunehmenden Digitalisierung von Schriften und deren Satz sein hz-Programm, eines der ersten wenn nicht das erste Programm, das typografische Feinarbeit am Bildschirm ermöglicht. Dies trug wesentlich zur Verbesserung des Schriftsatzes bei.

Nach der historischen Würdigung Zapfs widmet sich die Arbeit der Analyse der Schrift Optima und Optima Next. Bemerkenswert ist dabei, dass der Buchtitel sowie viele Trennerseiten im Buch von Julia Floh kalligrafiert sind, und dabei auch erstaunlich locker wirken. Es ist doch durchaus mutig, wenn nicht wagemutig, in einer Arbeit über den ruhmreichen Kalligrafen selbst zu kalligrafieren – um so anerkennenswerter, dass dies hier wirklich gelungen ist. Der Satz ist klassisch und unaufgeregt angelegt, auch das hätte Zapf wohl gefallen.

Fotos: Sybille Schmitz
Schriftanalyse 2. Semester: Andrea Lee, Sara Donati, Anna Kucher
Palatino

Im Fokus unserer Arbeit stand die Schrift »Palatino« von Hermann Zapf, der 2015 verstorben ist. Diese Schrift ist eine französische Renaissance-Antiqua und wurde 1949 entworfen. Die »Palatino« ist eine elegante Schrift mit harmonischen und bis zu einem gewissen Grad auch kalligrafischen Charakterzügen.

Zunächst behandelten wir den Werdegang des Schriftentwerfers und seine Entwicklung hin zu einem der einflussreichsten deutschsprachigen Typografen. Im zweiten Teil unserer Arbeit  beschäftigten wir uns mit den Ursprüngen und dem Wesen der Schrift »Palatino«. Sie durchlief alle wichtigen Schritte der technischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts – vom traditionellen Guß hin zum Fotosatz und schließlich zur Digitalisierung.

Danach unterzogen wir die Schrift einer tiefergehenden Analyse; zum einen untersuchten wir die einzelnen Buchstaben »en Detail«, zum anderen beobachteten wir die Wirkung der »Palatino« aus der Ferne, also im Mengensatz. Schließlich verglichen wir sie mit der »Aldus«, die auch von Hermann Zapf entworfen wurde und in gewissem Sinne eine etwas leichtere, deutlich verwandte Schrift ist. Zudem sammelten wir Anwendungsbeispiele der Schrift.

Schriftanalyse der Melior
Natalie Krönauer, Joelle Lenz, Julia Nitzsche

Elegant, eigenwillig, sachlich, streng, traditionell, machtvoll – Die Melior wird von Hermann Zapf als »Gebrauchsschrift von schier unbegrenzter Vielseitigkeit« bezeichnet, der sie 1952 unter der D. Stempel AG in Frankfurt am Main veröffentlichte. Die einfachen Formen, die weder der Klassizistischen, noch der Renaissance-Antiqua ganz zugeschrieben werden können, haben ihren eigenen Reiz. Die »Besserschrift« sollte als neue Zeitungsschrift unter den damalig beschränkten Druckverhältnissen gut bestehen.

Die offene Haltung der Melior durch ungewöhnliche Rundformen, abgeleitet von der Superellipse, weckten unser Interesse, dieser Schrift auf den Grund zu gehen. Vor allem, weil die Melior eine relativ unbekannte Schrift von Hermann Zapf ist, ermöglichte diese uns eine völlig neue Schriftanalyse zu verfassen, die es vorher noch nicht gab.

Die Schriftanalyse geht einleitend auf Zapfs Leben und sein schriftschaffendes Werk ein, gefolgt von der detaillierten Auseinandersetzung mit der Melior und ihren Einzelzeichen. Schließlich werden diverse Anwendungen der Schrift veranschaulicht, worunter das wohl bekannteste Beispiel das Erscheinungsbild des Deutschen Bundestags ist. Im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung wurde das Corporate Design des Deutschen Bundestags vom büro uebele in Stuttgart entwickelt. Die Wortmarke »Deutscher Bundestag« wird ausschließlich in der Melior regular gesetzt. Grundsätzlich wurde diese Schrift gewählt, da sie durch ihre besonderen Formeigenschaften sich besonders gut an die überarbeitete Bildmarke des Bundesadlers anpasst und somit bürgerliche Einfachheit und Nähe ausdrückt.

Schriftanalyse – Palatino
Viktoria Brandstetter, Stephanie Vouilléme, Catharina Michaelis

Sich eine Schrift auszusuchen mit der man sich mehrere Wochen auseinander setzten will, um sie zu analysieren, und allen Informationen auf den Grund zu gehen, ist eine schwere Entscheidung. Wir haben uns für eine der meist verbreiteten  Schriften auf der Welt entschlossen – die Palatino von Herman Zapf. Es ist erfreulich sich mit einer Schrift weitgehend identifizieren zu können und festzustellen, dass sie bereits während der Recherche zu den eigenen Lieblingsschriften zählt.

Der Hintergrund dieser Schrift entpuppte sich als äußerst interessant,steckten doch viele Besuche Hermann Zapfs’ in Italien dahinter. Sein Ziel, eine neue Form der Renaissance-Antiqua zu schaffen, ist ihm, in unseren Augen, sehr gelungen.

Die Schrift wirkt auf uns ruhig, fast vornehm und vor allem sehr unaufdringlich. Die spannenden Einzelheiten verbergen sich in den Buchstaben. Diese kleinen Besonderheiten jedes Zeichens haben es uns sehr leicht gemacht Begeisterung für die Palatino zu entwickeln und gleichzeitig mit Spaß und Freude ein Buch daraus zu gestalten.