Stehsatz

Freie Schriftarbeit (1. Semester): Franzi Wolf

Aufgabenstellung im ersten Semester war es, eine eigenständige Schrift künstlerisch oder kalligrafisch zu entwickeln. Die Studentin Franziska Wolf entschied sich hierbei für die Bearbeitung von Styropor-Platten. Nach sorgfältiger Überlegung und einer präzisen Skizze schnitt sie die Buchstaben anhand selbstgefertigter Schablonen aus. Dabei musste auf Details geachtet und gleichzeitig das Gesamtobjekt im Auge behalten werden, um ein stimmiges Bild von jeder Perspektive zu gewährleisten. Zum Schluss wurden die Buchstaben noch mit feinem Schleifpapier bearbeitet.

Das Wortpaar BLACK und WHITE lag recht schnell auf der Hand, weil beide Wörter gleich viele Buchstaben haben. Das Besondere an dieser freien Schriftarbeit ist, dass von unterschiedlichen Perspektiven beide Wörter zu sehen sind. Stellt man sich rechts von der Buchstabenreihe hin, erkennt man das Wort WHITE. Blickt man jedoch die Buchstaben von vorne an, so ergibt sich das Wort BLACK. Um das Spiel mit Distinktion und Zusammengehörigkeit noch weiter zu treiben, wurden die Buchstaben für das Wort WHITE in schwarz und die Buchstaben für das Wort BLACK in weiß lackiert.

Fotos und Redaktion: Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Josephine Tinapp

In ihrer freien Schriftarbeit im ersten Semester widmet sich Josy Tinapp gänzlich und ausschließlich dem Schriftzug »ahora« – das ist das spanische Wort für »Jetzt«.

Mittels sorgfältig auf ein weißes Holzbrett gesetzter Nägel entstand der Schriftzug selbst bzw. die Umrisse der Buchstaben in Schreibschrift. Daraufhin spannte sie in filigraner Arbeit farbigen Faden von Nagel zu Nagel, so daß ein im Gesamteindruck harmonischer Schriftzug in Regenbogenfarben, bei genauerer Betrachtung ein feines Gitterwerk von ganz eigener Ästhetik entstand – verwirrend verwoben und gleichzeitig statisch und stabil wirkend wie eine Stahlkonstruktion aus der Ferne.

Ein Sinnbild für das Lebensgefühl der Jugend im Hier und Jetzt, und dabei auch das Ergebnis einer geduldigen, sich von nichts ablenken lassender Hingabe an ein Werk. Gelungen.

Fotos Josephine Tinapp
Freie Schriftarbeit  (1. Semester): Sophie Feichtner

Die Arbeit »Love Letter(s)« widmet sich – wehmütig und sinnierend, aber auch respektvoll und dankbar – an eine vergangene Liebesbeziehung. Mit 24 Metern Garn, sinnbildlich für die 24 Monate der Beziehung, hat Sophie Feichtner unausgesprochene letzte Worte auf einen dünnen Stoff gestickt und diesen anschließend gerahmt. Die der heutigen Kommunikation, etwa der mittels Spracherkennung schnell verschickten Nachricht per App, diametral entgegengesetzten Art einer Äußerung könnte nicht entschleunigter sein. Eben dadurch schafft die Arbeit, die wahrlich auf schlichte Art und Weise, lediglich mit Nadel & Garn, geschaffen wurde, der Liebe, der Intimität, einer Beziehung und dem immer auch schmerzlichen Ende gerecht zu werden. Man fragt sich, was die angesprochene Person wohl erwidern würde – und auf welche Weise.

Fotos: Sophie Feichtner
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Clara Reichelt
Eine Schriftarbeit als Hommage an den Künstler Christo
Inspiriert ist mein Konzept einer freien Schriftarbeit durch den Künstler Christo, der Gebäude wie den Berliner Reichstag verpackt bzw. verhüllt hat und eben dadurch eine verblüffende, neue Wahrnehmung des nunmehr eigentlich Verborgenen ermöglichte.

Meine Idee war es, alltägliche Gebrauchsgegenstände aus dem Haushalt zu suchen und diese so mit Stoff und Bindfäden einzupacken, dass sie die Form eines Buchstabens bilden. Eine Bananenbox habe ich zum Beispiel als »C«, eine Pfanne samt Kochlöffel als »R« und eine Klavierlampe als »T« verwendet und somit das Wort CHRISTO geschrieben, gewissermaßen als Hommage an den vor einem Jahr verstorbenen Künstler.

Schließlich habe ich sowohl die eingepackten als auch die uneingepackten Gegenstände fotografiert und in Form eines Leporellos gegenübergestellend inszeniert.

Fotos. Clara Reichelt
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Mona Kerntke

Der Selbstähnlichkeit des typografischen Zeichensatzes eingedenk entwickelte Mona Kerntke ein auf geometrischen Grundformen basierendes Alphabet. Die einzelnen Buchstaben ergeben sich dabei aus einfachen Grundformen wie Kreis, Rechteck, Parallelogramm und Dreieck.

Im zweiten Schritt wurden die Zeichen aus weißem, leicht transparentem Papier ausgeschnitten und zu Wörtern gefügt, die Grundbegriffe der Typografie benennen: Form, Raum, Wort und Satz. Dabei liegen die einzelnen Buchstaben hintereinander und konterkarieren so die Leserichtung.

Es ergibt sich ein Gesamtbild, das mehr als die Summe der einzelnen Elemente, nämlich ein ganz neues Bild ergibt, als eine Art Schattenspiel. Gegen das Licht gehalten sind die einzelnen Papierschichten der Buchstaben einerseits erkenn- und lesbar, andererseits verlagert sich die Wahrnehmung von den einzelnen Buchstaben auf die Gesamtkomposition.

Derart entsteht ein faszinierend eigenwilliges Spiel aus Licht und Schatten, das wie Sonnenstrahlen wirkt, die durch ein Blättermeer oder durch Gardinen brechen, und an die Ästhetik deutscher expressionistischer Stummfilme erinnert – es würde nicht wundern, wenn Dr. Caligari ins Bild liefe.

Fotos: Mona Kerntke
 
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Diana Hix Molinari

Diana Hix Molinari hatte sich zur Aufgabe gemacht, ein Alphabet aus händisch gezeichneten Schmuckinitialen zu entwickeln, die alle ihre ganz eigene Geschichte erzählen und sich doch zu einem harmonischen Ganzen fügen. Jedem Buchstaben liegen hier mehrere kleine Zeichnungen zu Grunde, die auf den ersten Blick gar nicht erfasst werden.

Die besondere Herausforderung dieses Konzeptes war, jeden Buchstaben als Ganzes klar erkennbar zu gestalten, obwohl auf eine Kontur bewußt verzichtet wurde. Die Zeichnungen, aus denen der konkrete Buchstabe besteht, sind direkt mit dem Initial verbunden. »Ananas«  für »A«, »Biene« für »B« usw. Manche dieser Zeichnungen sind in den Initialen, besser gesagt im Beiwerk etwa aus Blättern oder Ranken, »versteckt«. Der Betrachter, auf das Prinzip aufmerksam geworden, muss also wie in einem Wimmelbild genau hinsehen, um manche Bilder bzw. die Dinge darin erkennen zu können.

Als Beispiel, neben der oben erwähnten Ananas und der Biene, seien hier lediglich noch die Vögel bei der Initiale »V« genannt, die anderen sollen jedoch nicht verraten werden und dem aufmerksamen Betrachter, der konzentrierten Betrachterin überlassen werden.

Die Initialen wurden in schwarz/weiß handgezeichnet erstellt. Je nach Anwendung können später die einzelne Elemente der Initalen in der digitalisierten Variante auch gefärbt werden.