Stehsatz

Visualisierung 1. Semester
Musikvisualisierung (1. Semester): Verena Manhart

Debussys Klavierstück vermittelt ein Schweben der Klänge, ein Auf und Ab der Töne und eine Leichtigkeit im Fluss der Melodie. »Claire De Lune« kommt aus dem Französischen und heißt übersetzt »Mondschein«. Um diese strahlende und schwebende Stimmung, assoziiert mit dem sanften und beständigen Licht des Mondes, untermalt von der Leichtigkeit der Melodie bildlich darzustellen, habe ich eine Art Vorhang aus papierenen Schleifen gewoben. Diese Schleifen, leicht und nahezu schwerelos wie Federn, sind ganz in Weiß gehalten, um die Reinheit und Unschuld der Klavierklänge und das Licht des Mondes symbolisch wiederzugeben.

Für meine Visualisierung habe ich zwei Takte des Stücks gewählt, die für mich ein Metabild erzeugen.

Für jede Note steht eine Nylonschnur mit je acht Schleifen, in Anlehnung an eine musikalische Oktave. Die Länge der Fäden richtet sich nach der Tonhöhe. Je tiefer der Ton, desto länger der Faden und umgekehrt. Das Objekt besteht aus sieben hintereinanderliegenden Reihen. Eine Schnur steht in diesem Fall für die Tonlänge ein Sechzehntel. Die Taktart des Stückes ist mit 18/16 festgelegt, woraus sich eine Reihe mit 18 Schnüren ergibt.

Musikvisualisierung (1. Semester): Katharina Hengster
Die Klaviatur der Empfindungen

Ein Zitat Claude Debussys besagt, es gäbe keine Theorie für Musik – man solle einfach in Ruhe zuhören, denn Genuss sei die Lösung. Nichts scheint meine Visualisierung des Musikstücks »Clair de Lune« von Debussy besser umschreiben zu können, als dieses Bonmot des französischen Komponisten.

Zunächst scheint es eine komplexe, widersprüchliche Aufgabe zu sein, Musik mit all den Gefühlen, mit all den flüchtigen, wenig greifbaren Assoziationen, die ein Stück evoziert, zu versinnbildlichen – doch wenn man seinen Gedankengängen folgt und ihnen freien Lauf lässt, können wunderbar eigenwillige Werke entstehen. Während ich mich mit Hingabe auf das Stück einließ, fiel mir jedes Mal aufs Neue eine kurze Passage besonders auf. Sie klang wie ein Zerfallen oder wie ein Tiefpunkt, der mich sofort ergriff und tief bewegt hat.

Mit einem aus Holz selbstgebauten Stempel einer Klaviertastatur begann ich, diesen Zerfall in Form einer Mauer, welche sich im unteren Bereich der Leinwand langsam beginnt aufzulösen, darzustellen. Diese instabile Mauer sollte somit meine Gedanken während des Stücks widerspiegeln und eine gewisse Verbindung zu unserem alltäglichen Leben schaffen – denn auch in unserem Alltag können uns Situationen oder Schicksalswendungen, die auf uns treffen wie äußere Sinneseindrücke, zurückwerfen und es scheint in diesen Momenten, als würde alles zerfallen.

Besonders zu beachten ist hierbei, dass die fallenden Bestandteile der Tastatur stets in Richtung der disharmonischen Diagonale fallen, da die erwähnte Passage meines Erachtens immerfort traurig, schmerzerfüllt, leidend und kummervoll wirkt. Somit soll der Bruch der Mauer meine Gefühle, die ich während des Stückes empfand, untermalen und dem Betrachter meine ganz eigene Interpretation der Musik nahelegen.

Fotos: Sybille Schmitz