Stehsatz

Experimenetelle Textarbeit mit einem 3D-Drucker
Sebastian Ibler

Als Inhalt für den experimentellen Umgang mit Typografie wird das Gedicht »In einer großen Stadt« von Detlev Liliencrons verwendet, welches die emotionale Leere innerhalb der Großstadt darstellt. Das Gedicht bringt den Leser in eine Großstadt ohne Emotionalität. Er beschreibt die traurige Anonymität innerhalb dieses Lebensraums. Dieses Grundgefühl wird durch das Material, seine Beschaffenheit und Farbe gerade zu perfekt transportiert. Der Charakter einer grauen anonymen Großstadt, welche identitätslos und eintönig da liegt. Es lässt das Gedicht selbst zu dem werden was es beschreibt. Panama City. Honkong.

Da man in diesem 3D-Druck Verfahren (Fused Deposition Modeling) nur Plastik verarbeiten kann fiel die Wahl auf PLA, dieses Material weist eine hohe Stabilität und gute Verarbeitbarkeit auf. Um die Wirkung der Stadt aus der Sicht des Gedichts zu verstärken, wurde das PLA in der Farbe Silber/Grau gewählt.

Fabian Gross, Jochen Klaus
Analyse und Buchgestaltung, Typografie 2. Semester

Die Analyse der beeindruckenden Marat von Ludwig Übele bereitete uns zuerst Kopfzerbrechen, da sie sich weder eindeutig klassifizieren ließ, noch auf den ersten Blick eine geeignete Herangehensweise zur Analyse aufwies. Wir hatten jedoch das Glück mit Herrn Übele ein Online-Interview zu führen und nach intensiver, detailreicher und vor allem langer Studie der komplett handgezeichneten Schrift erschloss sich dann ihre Symbiose aus Extravaganz und Verwendbarkeit: Blickfangende Details im Großen bei einem gleichbleibenden, angenehmen Schriftbild im Kleinen eröffnen der Marat ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, bei denen die äußerst zuverlässige Schrift durchaus zu überzeugen weiß.

Im Laufe der Analyse wurden Teilbereiche von Entstehung der Schrift über die Analyse der Einzel- und Sonderzeichen bis hin zur für die Anwendung notwendigen Attribute erörtert.

Das ungewöhnliche Format der Analyse in Verbindung mit einer Magnetbindung und Buchschrauben, sowie einer Aufsehen erregenden Farbgebung unterstreichen die extravagant anmutende Erscheinung der Marat.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Thu Nga Nguyen

Mit der Aufgabe, die Botschaft eines Textes im experimentellen Umgang mit Raster aller Art zu erweitern, entwickelte die Studentin Thu Nga Nguyen diese wunderbare Symbiose aus Schriftträger und Schutzpolster – einem Poster, das zwischen Objekten den Zusammenstoß verhindern soll.

Sebastian Ibler, Marcel Menke

Nach Abschluss der Recherche bei den Überlegungen zum Vorwort des Buches wurde uns mehr  und mehr bewusst, wie sehr uns das Auseinandersetzen mit »dem Alten« und seinen Werken geprägt hat. Zu Beginn der Recherche war uns nicht bewusst, warum die Stempel Schneidler als Satzschrift so hoch gelobt wird. Wir vertraten die Ansicht, dass die Schrift aufgrund ihrer »würsteligen Serifen« nicht ästhetisch ist, in großen Größen nicht gut funktioniert und irgendwie knöchern wirkt. Nach und nach haben wir erkannt, dass man die Eleganz dieser Schrift erst sieht, wenn man verstanden hat, für welche Prinzipien F. H. Ernst Schneidler einstand und inwiefern sich seine Person in der Schrift widerspiegelt. Sie versucht nicht dem Betrachter ihre Form aufzudrängen, sondern nimmt sich zu Gunsten der Lesbarkeit zurück. Sie gibt dem Leser die Möglichkeit, sich voll und ganz auf den Inhalt zu konzentrieren.

Durch die detaillierte Recherche Caflischs bekommt man nicht nur einen tiefen Einblick in die umfangreiche Tätigkeit Schneidlers. Die Schilderungen der Schüler vermitteln einen fast schon intimen Einblick in sein Leben. Angefangen vom schwarzen Tee, den er mit ­Zitrone zu trinken pflegte, bis zu der Beziehung zwischen ihm und Antonia Anna Weiss. Wir haben ihn als einen Mann wahrgenommen, der bewusst agierte, dem das Anfangen und Arbeiten an der Sache mehr wert war als das Fertigstellen, dem es nie um das Prestige ging, sondern um seine Liebe zu dem was er tat, der besser verstand zu schweigen als zu reden. Immer selbstkritisch und darauf bedacht, das Beste aus sich und seinen Schülern heraus zu holen.

Printprojekt (3. Semester)
Benjamin Milde

Das Projekt begann bei dem Stichwort Differenz. Die anfänglichen Versuche, Texten beim Lesen eine neue klangliche Ebene hinzuzufügen, indem bestimmte Buchstaben aus dem Text fehlten, führten nicht zum gewünschten Erfolg. Jedoch zeigte es sich, dass fehlende Vokale sehr oft beim Laut-Lesen der übrigen Konsonanten vom Leser unbewusst ergänzt wurden. Ähnlich wie es in der Antike bei den Phöniziern geschah, wird auch heutzutage im Hebräischen nur in Konsonanten geschrieben.

Das Plakat gibt dieses Leseerlebnis für den Betrachter wieder, ohne dabei die gewohnten Vokale vollständig zu entfernen. Die als UV-Lack gedruckten Buchstaben sind nur minimal sichtbar. Sie sind jedoch genug Hilfe, um zu verhindern, dass der Leser zu lange ins Stocken gerät.

Printprojekt (3. Semester)
Alexander Wagner

Die Arbeit widmet sich der grundlegendsten Aufgabe der Typografie, denn vor allem dient sie dem Lesen. Dabei stellt sich die Frage, auf welche Weise ein Text von seinem Leser wahrgenommen wird und welche typografischen »Verirrungen« es ihm unmöglich machen, dessen Inhalt zu verstehen. Als Text wurde deshalb die Odyssee des griechischen Dichters Homer gewählt, in dem er die Irrfahrten des Helden Odysseus beschreibt. Aus den insgesamt 24 Kapiteln des antiken Werks wurden jeweils Auszüge entnommen und mittels unterschiedlicher typografischer Experimente deren Lesbarkeit beeinflusst. So wurden Wortabstände geändert, Buchstaben entfernt oder durch Sonderzeichen ersetzt, der Zeilenabstand variiert, oder ganze Zeilen verschoben, gedreht und gespiegelt. Um die möglichen Auswirkungen auf die Lesbarkeit beurteilen zu können, wurde die Abstraktion, wenn möglich, im Verlauf von oben nach unten verstärkt. So ist die Veränderung zunächst fast unbemerkt, tritt aber zum Ende umso deutlicher hervor.

Phonetica Nova
Sprache ist Laut ist Zeichen

Im Lauf seiner Entwicklung, hat sich die Fähigkeit zu sprechen für den Menschen als effektives Kommunikationsmedium behauptet. Tagtäglich setzen wir ganz selbstverständlich unsere sprachlichen Mittel ein, ohne uns über deren Funktionsweise bewusst zu sein.

Die Schriftzeichen der Phonetica Nova gründen auf dem Versuch, den Entstehungsprozess der Sprachlaute in abstrahierter Form zu visualisieren. Basierend auf der Systematik des Internationalen Phonetischen Alphabets, werden mit jedem Bestandteil der neuen Lautschrift die Vorgänge beim Sprechen verdeutlicht.

Anders als die willkürlichen Symbole bestehender Alphabete, unterstützt die Phonetica Nova die Artikulation fremder Sprachen und überbrückt auf diese Weise die bestehende Diskrepanz zwischen dem gesprochenen und geschriebenen Wort.

Benjamin Milde
Anna-Sophie Meyer
Thu Nga Nguyen

Die Arbeit entstand im Fach Typografie I unter der Leitung von Prof. Sybille Schmitz. Die Aufgabe bestand in der Analyse der Schrift nach der Entstehungsgeschichte, ihrer Klassifikation und Eigenschaften, wie Lesbarkeit, Ausformung der Einzelzeichen sowie ihrer Anwendungsgebiete.

Unsere Wahl fiel auf eine noch relativ junge Serifenlose. Die vom Schriftdesigner
Oliver Linke gestaltete Finn fällt vor allem durch ihre Flossenformen an den Einzelzeichen auf. Durch diese bekommt die Schrift einen schönen, weichen Charakter.

Bei der Gestaltung haben wir viel mit transparenten Papieren gearbeitet, um damit mehrere Ebenen zur Informationsstrukturierung zu erhalten. Außerdem eignet es sich hervorragend zum Vergleich verschiedener Zeichenformen.