Stehsatz

Bachelorarbeit: Sofia Gronard
Bachelorarbeit: Sofia Gronard
Visualisierung von Sprache und Emotion

Diese Arbeit zeigt die Entwicklung eines neuartigen emotionalen Zeichensystems.

Möchte man den Menschen als Wesen mit all seinen Facetten und Gefühlen verstehen, benötigen wir ein eindeutiges Sprachsystem. Unsere menschlich gesprochene Sprache ist als ein Zeichensystem anerkannt und besteht aus einer Vielzahl von Zeichen. Jedes Zeichen hat seine eigene Bedeutung und kann zusammengesetzt zu unendlich vielen Aussagen verbunden werden. Das lateinische Alphabet hilft uns verschiedene Sprachen zu verstehen und die Zeichen richtig zu deuten. Deshalb wird es als Grundlage zur Entwicklung eines universellen emotionalen Zeichensystems verwendet. Die Emotionstheorie von dem Psychologen Robert Plutchik bildet die Grundlage zur Auswahl und Bestimmung der Basis- und Sekundäremotionen. Die Intensität der Emo­tionen ist nach Plutchik für eine Emotionsbewertung besonders wichtig und wird in die Entwicklung integriert. Durch sie kann eine messbare Visualisierung der Emotionen dargestellt werden.

Das emotionale Zeichensystem ist derzeit als variable Schrift »Affects« verfügbar und kann jeder Schriftsammlung hinzugefügt werden. Derzeit sind die Basisemotionen auf dem kleinen Anfangsbuchstaben der jeweiligen deutschen Emotion und die Sekundäremotionen als Ligaturen angelegt. Durch die variable Schrift besteht die Möglichkeit die Intensität der eigenen Emotionen zu bestimmen. Diese Form der Darstellung ist hilfreich für die nonverbale Verständigung, dadurch wird die Emotion für den Gesprächspartner messbar und die Tonalität der Nachricht kann richtig eingeordnet werden. Dieses Zeichensystem ist ein Hilfsmittel für die emotionale Verständigung nonverbaler Kommunikation. Es versucht Missverständnisse zu minimieren und dem Benutzer die Möglichkeit zu geben sich mit seinen Emotionen auseinander zu setzen.

Freie Schriftarbeit (1. Semester): Selina Schwander
Botanical – Drucke mit unterschiedlichen Hölzern

In ihrer freien Schriftarbeit experimentierte Selina Schwander mit der Technik des Holzdruckes. Hierbei fertigte sie die einzelnen Lettern des Wortes »Botanical« aus unterschiedlichen Hölzern, um mit der gewachsenen, einzigartigen Struktur und Härte des Naturmaterials zu spielen.

So fanden in den Drucken, zusammengefasst in einem eleganten Mappenwerk, unter anderem Buchen-, Eiben- wie auch Fichtenholz Verwendung. In stets gleicher Anordnung der Buchstaben findet sich der Begriff mittels Linolfarbe farbenfroh, in gedeckten und doch kräftig-natürlichen Farben auf das Papier gedruckt. Dieses Mappenwerk, entstanden aus einer einfachen, klaren Idee, mit feinem Gespür für das Material und der Bereitschaft einen externen, nicht kontrollierbaren Faktor in den Entstehungsprozess einzubeziehen – in diesem Fall die eigenwillige Struktur des Holzes –, ist ein visuell höchst ansprechendes Experiment. Absolut sehenswert!

Fotos: Selina Schwander, Sybille Schmitz
Typografie (1. Semester): Ines Schäffer
Licht und Schatten – Papierarbeit

Der gegebene Begriff »Laut«, der mit seinem Gegenpol »Leise« den Ausgangspunkt dieser Arbeit bildet, steht für etwas auffälliges, starkes, er drängt sich stets in den Vordergrund und füllt den Raum, so wie das Licht. »Leise« hingegen verbinde ich mit etwas ruhigem, unauffälligem, das sich der klaren Wahrnehmung entzieht, wie das Dunkle, wie der Schatten. Diese Gedanken haben mich auf die Idee gebracht, dieses Gegensatzpaar mit den Elementen Licht und Schatten umzusetzen.

Ich nahm schwarze Pappe und schnitt das Wort »Licht« hinein, als Negativ. Dann stellte ich eine Lichtquelle dahinter um die Schrift zum leuchten zu bringen. Das Licht wirft durch die Schablone den Begriff »Laut« an die Wand. Das Wort ist in Majuskeln gesetzt, um es typografisch zu unterstreichen.

Beim »Leise« hingegen schnitt ich mehrfach das Wort »Schatten« in Minuskeln hinein, auf die Pappe bezogen positiv – d.h. ich schnitt Punzen und Gegenräume heraus. Die Lichtquelle projiziert somit den Begriff »Schatten« als Schatten. Der Betrachter muß also, der eingangs erwähnten Bedeutung des Wortes Leise entsprechend, aus dem Schattenteppich das Wort aufmerksam entziffern.

Fotos: Ines Schäffer
Freie Schriftarbeit  (1. Semester): William Kirchinger
The W – vielfältige Annäherung an tradierte Initialienentwicklung

In seiner freien Schriftarbeit »the W« zeichnete William eine Initiale nach den etablierten Regeln des Handlettering. In der tatsächlichen Anwendung ging er dabei zwei sehr gegensätzliche Wege. Er druckte sein Zeichen unter Zuhilfenahme eines vorab gefertigten Magnesiumklischees in unserer Buchdruckwerkstatt in Blau mit dezenten Goldelementen. Darüber hinaus erstellte er eine Schablone für seine groß dimensionierte Graffiti-Anwendung. Mit Hilfe dieser sprühte er ein helles Kreidespray auf dunklen Boden. Beide Darstellungsformen sind einerseits völlig gegensätzlich in Herstellung, Darbietung und Material, andererseits ergänzen sie sich gut und illustrieren die Schriftarbeit auf verschiedenen Ebenen. Beide Formen sind auf jeden Fall & im besten Sinne gelungen.

Fotos: Lucas Wurzacher, Sofia Gronard, Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Benedikt Hörmannsdorfer

In seiner experimentellen Arbeit befaßt sich Benedikt Hörmannsdorfer mit den unterschiedlichen Stadien des Verfalls eines organischen Materials. Die Idee war, die Buchstaben, akribisch aus dem Fleisch eines Apfels herausgeschnitten, zum Wort »Faul« zusammenzusetzen und schließlich dem Begriff entsprechend verfaulen zu lassen. Die Widerborstigkeit eines natürlichen Materials zeigt sich hier ironischerweise darin, dass die Apfelstücke – anstatt zu verfaulen – vertrockneten. Dennoch ist eine visuell interessante und amüsante Serie an Bildern entstanden, die ein zunächst statisches Schriftbild mit einem natürlichen, damit auch unkontrollierbaren Prozess verknüpfen.

Fotos: Benedikt Hörmannsdorfer
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Antonia Aschenbrenner

Mit breiten Markern und spielerischer Leichtigkeit komponiert Antonia Aschenbrenner ihre Kalligrafie-Blätter. Starke Wechselzüge, freie Schwünge und lockere Reihungen lassen ein interessantes Schriftgeflecht bis hin zur radikalen Verdichtung erwachsen. Die Lesbarkeit der Schrift geht mit zunehmender Verdichtung zu einem die eigentliche Rhythmik der Kalligrafie visualisierenden Gewebe über. Paradoxerweise tritt beim Betrachter der Wunsch, die Sätze Wort für Wort zu entziffern in den Hintergrund und überlässt dem reinen Empfinden des harmonischen Gesamteindrucks den Vortritt. Das Ergebnis sind zwei beeindruckende Studien.

Fotos: Janina Engel
*30.11.1933 – † 03.06.2018
»Zum Andenken an unseren Mentor Peter Gericke – Schriftkünstler, Lithograf, Typograf & Freund«

Eine »karge Auswahl« an Klingsporlettern war im September 2011 der Auslöser einer für mich persönlich wie auch für die Werkstatt schicksalhaften Begegnung. Die Handvoll Lettern, die ich auf dem Obermenzinger Flohmarkt zusammen mit allerlei Gerümpel darbot, sind Peter Gerickes Adleraugen nicht entgangen, sie haben seine Neugier geweckt, es entspann sich sogleich ein Gespräch und unverhofft war ein Kontakt hergestellt, der fortan prägend sein sollte.

Bald war Peter Gericke mein Mentor, der auf schier unerschöpfliches Wissen zurückgreifen konnte, charmanter Ratgeber und nicht zuletzt war er mit seiner ansteckenden Begeisterung ein entscheidender Antrieb in der schwierigen und von viel Unsicherheit begleiteten Phase der ersten Werkstattjahre. Elementarer Teil seiner unbedingten Hingabe an die Sache war auch, dieses Wissen mit Freude weiterzugeben. So gab er bereits zwei Monate, nachdem wir uns getroffen hatten, seine ersten Kurse an der MD.H.

In seinem Initialenkurs etwa verfolgten die Studierenden des digitalen Zeitalters staunend den langen Weg vom Entwurf der Initiale bis hin zum fertigen Druckwerk auf der Handpresse. Der Schriftlithograf ließ dabei die Studierenden frei, also zunächst ohne restriktive Vorgaben arbeiten. Durch systematische Variation, gezielte Korrekturen und zahlreiche immer wieder verworfene Ideen, fanden viele sanft geleitet ihre ganz individuelle, eigene Ausdrucksform. Meister Gericke nahm sich dabei stets die notwendige Zeit, ohne, wie es in der heutigen höchst arbeitsteiligen Welt notwendig scheint, in Zeitfenstern gedrängt zu agieren. Er ließ keine Frage unbeantwortet, die Sache an sich, die Qualität des Ergebnisses waren das Maß der Dinge, das Maß des Tuns. Eine im allerbesten Sinne »altmodische« Einstellung.

Zudem hatte der stets charmant, mit Haltung auftretende Meister immer anregende und heitere Anekdoten zu erzählen aus seinem Leben, das stets geprägt durch Schrift, Sprache und – damit verbunden – Typografie war. So wurde also in den Kursen des bald 80-jährigen Lehrers und der jungen Studenten vergnügt gezeichnet, ausgelassen gelacht und angeregt parliert, was jeden Kurstag zu einem Erlebnis machte und darüberhinaus eine wunderbare Sammlung an Initialen hervorbrachte – selbstverständlich meisterlich korrigiert.

Peter Gericke unterstützte uns in den vielfältigen Belangen der Handsatzwerkstatt. Nicht selten war er dabei der Retter, stets zur rechten Zeit herbeieilend, das fehlende Achtel ergänzend und, nur sanft tadelnd, die Schieflagen gerade rückend. So ergänzte er zum Beispiel im Jahre 2014 bei der Weihnachtsaktion etliche fehlende Buchstaben der Plakatschrift  – indem er kurzerhand neue Lettern von Hand schnitt.

Zusammen organisierten wir eine Menge an Schriften und Werkstattausstattung, stets unterstütze er bei deren Evaluation sowie Transport und sorgte so für den heutigen, beachtlichen Bestand.

Sieben Jahre unterrichtete Peter Gericke an der Mediadesign Hochschule und begeisterte mit seiner Menschlichkeit, seiner Geduld, seinem enormen Können in Schriftgestaltung, Handsatz und Druck. Er war die gute Seele unserer Werkstatt. Sein Motto »Ich halte nichts davon, alles für mich zu behalten, dann geht es verloren« ist uns nunmehr Verpflichtung, die Fackel weiter zu tragen.

Am 3. Juni 2018 ist Peter Gericke nach langer Krankheit zu Hause gestorben – ein einzigartiger Mensch, ein beseelter Lehrer, ein wahrer Meister. Er wird uns fehlen. Er fehlt uns schon jetzt. Danke für alles!

Stimmen von Kursteilnehmenden

»Es fällt mir schwer auszudrücken, wie sehr ich es schätze, Herrn Gericke kennengelernt zu haben, ohne dabei pathetisch zu klingen. Egal ob in Venedig auf Studienreise mit beindruckender Kondition oder als unser Lehrmeister bei verschiedenen Kursen an der Hochschule: so zurückhaltend und leise er mit uns Studierenden dabei auch sprach, jeder Satz und jeder Strich mit dem Bleistift waren von höchster Präzision und lehrte uns Demut und Respekt vor seiner Geduld, Erfahrung und seiner großen Klasse als Schriftlithograf. Herr Gericke wird uns fehlen.« (Jakob Kreitner)

»Es brachte ihm stets Freude und Erfüllung mit kreativen und eifrigen Menschen (Studenten) zusammenzuarbeiten. Ich habe viel von ihm gelernt und werde die Zeit mit ihm in Erinnerung halten.« (Dani Ibler)

»Herr Gericke, wie ich ihn in Erinnerung behalte. Ein Mann der Schrift und der Heiterkeit. Vertieft im Wesen der Buchstaben, wohlgelaunt und geduldig. Neugierig, dem Leben zugewandt und heiter beteiligt am Schaffen vieler junger Studenten. Möge er noch lange im Geiste diesen Einfluss auf unser Bewusstsein ausüben. Danke vielmals Herr Gericke.« (Paul Kistner)

»Herr Gericke, Sie sind kein Mann der großen Worte. Dafür aber ein Mann der großen Taten und mit einem großen Herzen. Bis zum Schluss, waren Sie stets bemüht Ihrer Leidenschaft und Berufung der Schriftkunst nachzugehen und diese jungen Menschen wie uns zu vermitteln. Dafür möchte ich Ihnen danken.« (Tatjana Medvedev)

Fotos: Jakob Kreitner, Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Thomas Fäckl

In seiner ersten Schriftarbeit wendet sich Thomas Fäckl auf experimentelle Weise der Frage zu, inwieweit formvollendete typografische Zeichen – gewissermaßen perfekte Buchstaben einer ausgereiften Schrift – noch reduzierbar sind und dabei erkennbar bleiben. Seine Versuchsreihe realisierte er von Hand in der hauseigenen Druckwerkstatt durch stetig zunehmendes Abdecken der Plakatlettern einer Groteskschrift. Die Anmutung radikaler Reduktion wird unterstrichen durch den »brutalistischen« Hintergrund einer Betonwand, auf dem die Drucke in Szene gesetzt sind.

Fotos: Janina Engel, Thomas Fäckl
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Sofia Wittmann

Die freie Schriftarbeit hatte keine Vorgaben, deshalb habe ich mich dafür entschieden, ein Wort, mithin etwas eigentlich statisches durch etwas dynamisches, präziser durch Bewegung akrobatisch darzustellen. Mit Hilfe einer Gruppe junger Tänzerinnen haben wir in einer spontanen Choreografie das Wort »ALLEIN« dargestellt – eine contradictio per se. Gerade das Improvisierte, nicht das Perfekte der geturnten Buchstaben macht den Reiz des Lesens aus. Der Betrachter nimmt sich die Zeit den Tanz zu entschlüsseln, eben weil man es nicht auf den ersten Blick erkennt.

Schrift (1. Semester): Marina Scalese

Ihre ersten Schriftübungen zur »Capitalis Quadrata« verziert Marina Scalese gekonnt mit einem kunstvollen, handgezeichneten Initial-A. Filigrane Formen, kraftvolle wie feine Schwünge kennzeichnen das detailverliebte wie formschöne Zeichen. Stark historisierend, wie aus einer anderen Zeit, auf dünnem, gelblichem Büttenpapier angelegt, mit eigens gezeichnetem Zierrahmen bildet dieses Initial den harmonischen Ausgleich zur statischen Versalschrift »Capitalis Quadrata«. Gelungen.

Fotos: Janina Engel