Stehsatz

Sophie Feichtner, Studiengang Media Design, Klasse Prof. Sybille Schmitz, München
Corporate Communication (4. Semester): Sophie Feichtner

Für meine Magazinanalyse habe ich mich intensiv mit der niederländischen MacGuffin auseinandergesetzt – ein halbjährlich erscheinendes Printmedium, das nicht nur durch seinen inspirierenden Inhalt, sondern auch durch seine beeindruckende Gestaltung auffällt. Die MacGuffin widmet sich regelmäßig alltäglichen Dingen und verknüpft geschickt Themen wie Kunst, Kultur und Design, wodurch die vorgestellten Objekte eine neue Wertschätzung erfahren und ihre Relevanz hervorgehoben wird.

Besonders hervorzuheben ist die einzigartige Herangehensweise des Magazins, mit der es die Themen beleuchtet. Es beschränkt sich nicht nur auf die ästhetischen und funktionalen Aspekte der Designobjekte, sondern erforscht auch die sozialen, kulturellen und historischen Kontexte, in denen sie entstanden sind.

Meine Analyse des Magazins spiegelt den Stil der MacGuffin wider und greift dabei die charakteristischen Textstrukturen, Typografie und Farbwelten des Magazins auf. Auch die Wahl der verwendeten Papiere ist darauf ausgerichtet, das ästhetische und haptische Erlebnis der MacGuffin erfahrbar zu machen.

Inhaltlich beleuchtet meine Analyse die Zielgruppe des Magazins, den Sprachstil und die Tonalität, sowie weitere Aspekte wie den Aufbau, die Werbung und den Vertrieb. Daneben fokussiert die gestalterische Analyse das Cover, das Layout, die Text-Bild-Komposition, Typografie und Farben, die Bildsprache und den Gesamteindruck hinsichtlich Optik und Haptik. Diese tiefgehende Analyse hat es mir ermöglicht, die einzigartige Identität des MacGuffin Magazins besser zu verstehen und die Faszination hinter dieser außergewöhnlichen Publikation zu begreifen.

Fotos: Nico Janson, Redaktion: Sybille Schmitz
Unikatbuch (4. Semester): Luca Tommaso Stimming

Luca Tommaso Stimming widmet sich in seinem Unikatbuch der Geschichte »Das verräterische Herz« von Edgar Allan Poe.

Darin bringt der psychisch angeschlagene, äußerst erregbare bzw. mehr und mehr erregte Ich-Erzähler einen alten Mann, der mit ihm in demselben Haus wohnt, um. Der alte Mann hat eine körperliche Besonderheit, ein eigentümliches Auge — dem eines Geiers ähnlich —, dessen (An-) Blick den Erzähler zur Weißglut treibt. Innerhalb einer Woche steigert sich die Aversion in einem Maße, daß der Protagonist zur Wahnsinnstat getrieben wird, um den Leichnam anschließend überlegt & sehr rational unter dem Dielenboden zu verstecken sowie alle Spuren zu verwischen. Die Polizisten, durch Schreie alarmiert, finden nichts, woraufhin der Erzähler im selbstgefälligen Gefühl der Sicherheit die Polizisten in ein Gespräch verwickelt, in dessen Verlauf er den Herzschlag des Alten lauter und lauter aus den Dielen heraus zu hören glaubt. Vom anschwellenden Schlagen des Herzens zur Verzweiflung getrieben gesteht er schließlich den Mord.

Luca setzte das Thema in der Form eines typografisch inszenierten, dreidimensionalen Objektes um. Während des Lesevorgangs folgt der Betrachter der Faltanleitung und knickt das im Format DIN A3 bedruckte Blatt so lange, bis sich am Ende ein abstrahiertes, dreidimensionales – eben das verräterische – Herz ergibt.

Fotos: Nico Janson
Unikatbuch (4. Semester): Katrin Eder

Wie schon im vorangegangenen Beitrag findet sich auch hier in der Arbeit von Katrin Eder die Geschichte »Das Fass Amontillado« von Edgar Allan Poe als Unikatbuch umgesetzt. Katrin Eder schuf hierfür ein Objekt, das den langen, unheilvollen Weg in den dunklen Keller des Palazzo und schließlich in das Verderben verdeutlicht.

Das dreidimensionale Objekt vertieft sich in Stufenform. Dabei ist die Geschichte — akkurat in der Proxima Nova gesetzt — in sorgfältigem Satzspiegel Seite für Seite in Stufenform angeordnet. Die Seiten werden von Stufe zu Stufe immer dunkler und das Objekt von Stiege zu Stiege immer tiefer. Auf den Erhöhungen respektive Zwischenelementen befinden sich dabei, stichpunktartig arrangiert, die Gedanken des Protagonisten Montresor wieder, die im Laufe der Geschichte immer düsterer werden und ihren Höhepunkt im Mord des (insgeheim verhassten) »Freundes« finden.

Der Leser, die Leserin muss gewissermaßen im Akt des Lesens den unkomfortablen Weg der beiden Männer verfolgen und den unaufhaltsamen Niedergang nachvollziehen — eine eindrückliche und in Buchform kaum je zuvor erlebte Immersion!

Fotos: Nico Janson
Unikatbuch (4. Semester): Sonja Melior

Sonja Melior hat sich bei ihrem Unikatbuch für die Geschichte »Ein Fass Amontillado« von Edgar Allan Poe entschieden, um eben diese kurze Geschichte typografisch-experimentell umzusetzen. Darin lockt der Protagonist Montrésor den verhassten Fortunato — der vom Hass Montrésors nichts ahnt —, in die weitläufigen Gewölbe und Keller unter seinem Palazzo, sperrt und mauert ihn dort als Rache für erlittene »tausendfältige Unbill« lebendig ein. Lockmittel in die Tiefe ist das namensgebende Fass Amontillado (ein erlesener Sherry), das dort unten angeblich lagert und begutachtet werden soll. Im Laufe der Geschichte steigen beide immer tiefer in das zunehmend dunkler werdenden Gewölbe hinab. Parallel dazu wird auch die Unterhaltung beider peu-à-peu unheilschwanger, die Stimmung wird immer düsterer und die Absichten des Ich-Erzählers Montrésors immer diabolischer, bis es zum finalen Einmauern, somit zum Mord kommt.

Diesem Bogen der Verdichtung zeichnet Sonja Melior sowohl mit ihrer buchgestalterischen als auch mit der typografischen Struktur nach. Die Seiten des Buches nehmen zunehmend an Gewicht zu, bis sie schließlich in einem massiven Holzblock enden. Die Textstruktur verdichtet sich, verliert die Lesbarkeit und bildet eine totbringende, undurchdringliche und bedrückende Mauer.

Das ganze Buch ist in einer schwarzen Kassette untergebracht, die diesen Effekt nochmals verstärkt. Höchst gelungen.

Fotos: Sonja Melior, Philipp Von Soden
Typografie (1. Semester): Alina Seidemann

Der Aufgabe, die Begriffe »laut« und »leise« typografisch-künstlerisch umzusetzen, widmete sich Alina Seidemann auf zweifache Weise. Zum einen setzte sie den übergreifenden Gedanken GOOD TINGS TAKE TIME in laut wirkenden Großbuchstaben, in der Art aufklappbarer, ins Papier geschnittener Versalien einer serifenlosen, fetten Schrift. Dahinter, nach dem Aufklappen sichtbar, sind englische Begriffe aus der Typografie in kleiner Schriftgröße und ausnehmend in Kleinbuchstaben zu sehen.

Begriffe wie »spacing«, »kerning« oder »tracking« und »typesize« verweisen hier auf einer zweiten, thematischen Ebene auf die sorgsame, langwierige, mitunter subtil und somit »leise« wirkende typografische Arbeit – diese Arbeit ist filigran, unverzichtbar für Qualität (GOOD THINGS) und braucht neben fundierten Kenntnissen eben auch ihre Zeit (TAKE TIME).

Fotos: Alina Seidemann
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Olivia Böhm

Aufgabe der freien Schriftarbeit im ersten Semester war es gewesen, eine eigenständige Schrift künstlerisch oder kalligrafisch zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür stellten die Großbuchstaben römischen Ursprungs dar.

Olivia Böhm entschied sich für die Darstellung des Wortes »Akzidenzien«. Der Begriff bedeutet soviel wie Auszeichnung – ein Begriff, der im Buchdruck früher etwas Besonderes, etwas von der alltäglichen Norm abweichendes bezeichnet hat. Und so weicht auch ihr Wort von der Norm ab: die einzelnen Buchstaben sind kunstvoll aus Papier gefaltet und weisen mehrere unterschiedliche Papierfarben und -lagen auf. Auf diese Art und Weise lässt die Studentin einen dreidimensionalen, frühlingshaft anmutenden Schriftzug entstehen. Die einzelnen Zeichen unterscheiden sich jeweils durch Falttechnik und Farben. Das Wort selbst ist Blatt für Blatt zu einem Leporello zusammengefasst. Passend zu den ersten Frühlingstagen strahlt diese Arbeit aus dem ersten Semester eine beseelte, verspielte Heiterkeit aus.

Fotos: Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Josephine Tinapp

In ihrer freien Schriftarbeit im ersten Semester widmet sich Josy Tinapp gänzlich und ausschließlich dem Schriftzug »ahora« – das ist das spanische Wort für »Jetzt«.

Mittels sorgfältig auf ein weißes Holzbrett gesetzter Nägel entstand der Schriftzug selbst bzw. die Umrisse der Buchstaben in Schreibschrift. Daraufhin spannte sie in filigraner Arbeit farbigen Faden von Nagel zu Nagel, so daß ein im Gesamteindruck harmonischer Schriftzug in Regenbogenfarben, bei genauerer Betrachtung ein feines Gitterwerk von ganz eigener Ästhetik entstand – verwirrend verwoben und gleichzeitig statisch und stabil wirkend wie eine Stahlkonstruktion aus der Ferne.

Ein Sinnbild für das Lebensgefühl der Jugend im Hier und Jetzt, und dabei auch das Ergebnis einer geduldigen, sich von nichts ablenken lassender Hingabe an ein Werk. Gelungen.

Fotos Josephine Tinapp
Bachelorarbeit: Katharina Lutz

In dieser Arbeit, die das persönliche Ziel der Zurückgewinnung von Entschleunigung verfolgt, wird sich in einem Versuch, den »Rhythmus des Lebens« und damit die Kreativität zu beleben, mit analogen gestalterischen Methoden im Rahmen eines Selbstexperiments in der Druckwerkstatt auseinandergesetzt. Dadurch soll der Beschleunigung des Alltags des Grafikdesigners, der sich vorwiegend im digitalen Raum aufhält, entgegengewirkt werden.

Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Arbeit, sollen allen Menschen, die der Beschleunigung ebenso entkommen möchten und die sich für grafische Arbeiten interessieren, zeigen, ob das Ziel der Suche nach Entschleunigung und neuer Modernität – gemäß der Vermutung – durch analoges Experimentieren zu erreichen ist.

Um die Durchführung der praktischen Arbeit, die sich auf umfassende Forschungsarbeit zur gesellschaftlichen und gestalterischen Thematisierung der Entschleunigung und Beschleunigung sowie analogen und digitalen Arbeiten im Grafikdesign auseinandersetzt, an dieser Stelle zu erklären, muss kurz das Vorgehen im Experiment beschrieben werden. Zu Beginn entstehen bewusst und ohne konkrete Grenzen, um Materialbewusstsein zu gewinnen und dadurch über die Bedienung aller Sinne Inspiration zu erfahren, Versuche mit Grundformen und Farbe im Druck. Diese führen schließlich zur Entwicklung der im Zentrum stehenden Visualisierungsidee eines abstrakten Alphabets.

Das Alphabet der Entschleunigung von A bis Z, dessen Einzelzeichen aufwendig händisch entwickelt werden, lädt auf eine visuelle und haptische Auseinandersetzung mit Entschleunigung ein. Es legt den Fokus auf die Formensprache und rückt dabei den physischen Entstehungsprozess, der maßgebliche Einfluss auf Wirkung und Optik der grafischen Endformen nimmt, in den Vordergrund.

Die Arbeit gibt es auf der Werkschau am 09. März 2023 in der Druckwerkstatt der MD.H in der Neumarkter Strasse 22 zu sehen.

Fotos: Katharina Lutz, Redaktion: Sybille Schmitz
dice coffee – design individual coffee experience
Bachelorarbeit: Sarah Janson und Verena Schneider

Eine Brücke zu schlagen zwischen althergebrachter Handwerkskunst, einer aussagekräftigen Gestaltung sowie persönlichem Geschmacksempfinden – das ist die Leitidee von »dice coffee«. Das Start-up wurde 2022 von Sarah Janson und Verena Schneider im Rahmen ihrer Thesis für den Bachelor of Arts in Media Design gegründet.

Die Marke verbindet Kaffee und Design und bietet die Möglichkeit, aus dem Kaffeegenuss, genauer gesagt aus dem vorhergehenden Kauf der Kaffeebohnen eine neue, freudvolle Erfahrung zu machen. Da beide Gründerinnen selbst gern guten Kaffee trinken und großen Wert auf die Bohnenherkunft, auf einen fairen Handel mit den Produzenten sowie ein stimmiges Geschmacksprofil legen, liegt ihnen die Auseinandersetzung mit dem Naturprodukt Kaffee besonders am Herzen. Doch nicht nur die Liebe zum Kaffeegenuss, sondern auch das große Interesse an gelungener Gestaltung verbindet die beiden Designerinnen. Beim Kauf von Kaffee achten sie auf drei ausschlaggebende Aspekte: Der Bezug der Kaffeebohnen sollte einfach sein und transparent über alle wesentlichen Fakten aufklären. Außerdem sollte die Kaffeeverpackung ästhetisch ansprechen und konzeptionell durchdacht sein. Das Ergebnis soll exquisit schmecken und die verblüffende Vielfalt der Aromen zur Geltung bringen. So entstand die Idee, eine Marke zu schaffen, die all diese Aspekte vereint. Besondere Bedeutung hat im digitalen Zeitalter das unkomplizierte, aber inspirierende Kauferlebnis. Die Verbraucher/innen sollen nicht durch zahlreiche Angebote mit unterschiedlichen Bohnenmischungen klicken, um ihren Kaffee zu finden. Wenige Klicks auf der Website, das markante Geschmacksprofil und ein aussagekräftiges Etikett – das ist das Ziel.

Aufbauend auf diesem Gedanken befassten sich die Gründerinnen von »dice coffee« damit, wie jedwede Person sich den »perfekten Kaffee« zusammenstellen könnte. Kreatives Denken und der spielerische, gezielte Umgang mit Farben und Formen führten zum Konzept eines interaktiven Konfigurators, der rein durch ästhetisches Empfinden ein persönliches Geschmacksprofil für jede/n User/in erstellen soll.

Die Bachelorarbeit »dice coffee« gibt es auf der Werkschau am 09. März 2023 in den neuen Räumlichkeiten der MD.H in der Neumarkter Strasse 22 in München zu sehen.

Text: Verena Schneider und Sarah Janson, Fotos: Nico Janson, Redaktion Sybille Schmitz
The greatness of the Cyrillic alphabet and its fall in modern times.
Bachelorarbeit: Nikol Stancheva

Das kyrillische Alphabet ist eine Gruppe von Alphabetsystemen, die hauptsächlich von slawischen Völkern verwendet werden. Es entstand im 10. Jahrhundert und wurde erstmals in der altbulgarischen Literatursprache verwendet. Heute ist es nach Latein und Griechisch das dritte offizielle Alphabet der Europäischen Union und wird von über 250 Millionen Menschen in mehr als 20 Ländern weltweit verwendet. Insbesondere in Bugarien gehörte es lange zum Selbstverständnis der Bevölkerung, in den 1990er Jahren folgte — bedingt durch Digitalisierung und Öffnung zum Westen — der Umstieg zum römischen Alphabet.

In jüngster Zeit erlebt das Kyrillische eine Renaissance im Design, insbesondere in der Modebranche, da es bekannten Symbolen eine einzigartige und exotische Note verleiht. Trotz ihrer traditionellen Wurzeln kann die kyrillische Schrift an modernes, internationales Design und auch an eine mondäne Kultur angepasst werden, wie diese Kampagne zeigen soll.

Die Abschlussarbeit »Bulgarian identity disorder« untersucht das kyrillische Alphabet in seiner bulgarischen Form, seine Geschichte, Verwendung und Abwesenheit in der modernen Gesellschaft. Das Augenmerk liegt darauf, wie schmerzhaft das Verschwinden des Kyrillischen in den zurückliegenden Dekaden die bulgarischen Identität getroffen hat. Mit einer Reihe von Plakaten will die Kampagne die Schönheit und Bedeutung der bulgarischen Kultur und ihres kyrillischen Alphabets herausstellen. Diese postmodernen Plakate kehren die »trendige« Schreibweise bulgarischer Wörter in lateinischer Sprache um und präsentieren stattdessen englische Wörter in kyrillischer Schrift. Sie zeigen, wie traditionelle bulgarische Elemente mit modernen Layouts kombiniert werden können, um die Beziehung zwischen Tradition und Globalisierung, West- und Osteuropa, Wurzeln und Gegenwart darzustellen. Das Projekt richtet sich in erster Linie an zwei Gruppen: Ausländer, die die kyrillische Schrift kennen lernen möchten, und junge Bulgaren, die die Schönheit ihres eigenen Alphabets nicht mehr zu schätzen wissen. Ziel der Kampagne ist es, die Bedeutung und Schönheit traditioneller bulgarischer Elemente hervorzuheben und zu unterstreichen, wie wichtig die Bewahrung der eigenen Kultur angesichts der rasanten Globalisierung ist.

Die Arbeit gibt es auf der Werkschau am 09. März 2023 in den neuen Räumlichkeiten der MD.H in der Neumarkter Strasse 22 zu sehen.

Redaktion: Sybille Schmitz