Stehsatz

Fraktur, Schneidler, Zentenar
Schriftanalyse 2. Semester: Jakob Kreitner, Daniela Ibler

80 Jahre ist es inzwischen her, dass Friedrich Hermann Ernst Schneidler mit den Arbeiten an der »Zentenar« begann, einer Fraktur, die zum hundertjährigen Bestehen der Bauerschen Schriftgießerei in Frankfurt am Main in Auftrag gegeben wurde. Doch obwohl die Schrift des Begründers der »Stuttgarter Schule« von vielen Typografen wie beispielsweise dem Schneidler-Schüler Albert Kapr für eine, wenn nicht sogar die schönste aller Frakturen, gehalten wird, so ist sie, wie alle gebrochenen Schriften, dem modernen Menschen fremd geworden. Dass es sich hierbei um ein trauriges Missverständnis handelt, soll mit unserer in drei Teile gegliederten Schriftanalyse auf knapp 300 Seiten herausgearbeitet werden:

Im ersten Abschnitt geht es um die Geschichte der Fraktur. Dabei wird mit zahlreichen Beispielen erläutert, wie die gebrochene Schrift und insbesondere die Fraktur entstanden ist und über die Jahrhunderte zu der den deutschen Sprachraum dominierenden Schrift aufsteigen konnte. Ausgerechnet von den Nationalsozialisten in einem verleumderischen Akt als »Schwabacher Judenletter« verboten, fand sie erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Subkulturen wie dem Hip-Hop ihren Platz und ist heute wieder mehr als Zierde bajuwarischer Gasthäuser.
Im zweiten Abschnitt des Buchs wird die Person des Friedrich Hermann Ernst Schneidler näher beleuchtet. Neben einer Abhandlung seines Lebenslaufs und zahlreichen Beispielen seines umfangreichen Schaffenswerks wie dem »Wassermann«, der »Juniperuspresse« und den verschiedenen Schriften, die er zeit seines Lebens schuf, kommen auch immer wieder viele seiner ehemaligen Schüler zu Wort, die er als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart maßgeblich in ihrer Entwicklung prägte.
Der dritte Teil beschäftigt sich dann im Detail mit der »Zentenar«. Dabei wird auf den Entstehungsprozess näher eingegangen, die Schrift mit ihren verschiedenen Schnitten und Initialen wird aufgezeigt und auch die Problematik zwischen dem für den Bleisatz geschaffenen Original und der digitalisierten Variante wird angesprochen. Zuletzt steht eine Anleitung, wie man am Beispiel der »Zentenar« mit einer Fraktur richtig umzugehen hat und ein Fazit rundet das Buch ab: Die große Zeit der Fraktur ist vorbei und wird auch nicht zurückkommen. Gerade deshalb ist es schade, dass die »Zentenar« nicht den Grad an Verbreitung erlangen konnte, den sie verdient hätte. Unsere Arbeit soll diesem Vergessenwerden entgegenwirken.

Unser Buch ist im Layout entgegen altbackener Klischees von gebrochenen Schriften klar und modern gestaltet. Während sich auf dem schlichten in weiß gehaltenen Einband nur die schwarzen Initialen des Titels finden, kann man im offenen Buchrücken bereits die den drei Teilen des Buchs zugeordneten Farben erahnen. Das Format dagegen wurde durch Schneidler selbst bestimmt, denn eine Doppelseite entspricht einer Seite seines »Wassermanns«. Den dynamischen Elementen der Fraktur wurde die ruhige »FF Din« entgegengesetzt, die als Hauptschrift fungiert, während die »Zentenar« vor allem für Überschriften verwendet wird und die »Adobe Caslon« sowie die »Schneidler Schwabacher« als Nebenschriften dienen.

Das Stehsatz-Magazin geht in die 2. Runde  


Gerade als Studenten haben wir die Freiheit neugierig zu sein, die Möglichkeiten der Gestaltung auszuloten, zu experimentieren, zu erforschen oder auch mal Verrücktes auszuprobieren. Und das ist gut so, denn zu entdecken gibt es wahrlich einiges: Das Unbekannte und Überraschende. Oder etwas Bekanntes – aber von einer völlig anderen Seite.

Getreu diesem Motto wollen wir auch mit dieser 2. Ausgabe des Stehsatzmagazins wieder auf Entdeckungsreise gehen. So haben wir die besondere Gelegenheit das Open2Type Typographic Research Lab und ihre experimentellen Ansätze zur Typografie vorzustellen sowie einen Einblick in die Münchner Szene – Kultur und Subkultur – zu wagen. Wir erkunden das Venedig der Vergangenheit und der Gegenwart, begegnen dem Abenteuer eines Praktikums in der Metropole New York und stellen uns darüber hinaus Fragen wie: Was um Himmelswillen haben nun Nudeln und Layout zu miteinander zu tun?!

Vervollständigt wird das Ganze natürlich auch dieses mal wieder durch viele spannende Arbeiten in unserem Showroom, »Best of Stehsatz«.

Das neue Magazin kann jetzt ab sofort zum Selbstkostenpreis von 12,— € hier oder per Mail (T.Geier@mediadesign.de) bestellt werden.

Fotos: Veronika Disl
*Avenir, Futura, Gill, Gotham, Janson-Antiqua, Univers, Walbaum, DS-Zentenar
Typografie 2. Semester: MD1015

Von Antiqua bis Fraktur erstreckt sich in diesem Jahr das Potpourri der gewählten Schriften, denen sich die Studierenden der MD1015 in ihren ersten Buchprojekten gewidmet haben. Liebevoll, spurensuchend, fachsimpelnd, bisweilen sogar hitzig gingen die einzelnen Teams in diesem Jahr dabei vor.  So vielfältig wie die Schriftcharaktere sind auch die einzelnen Druckwerke. Typografisch sind sie für ein Grundlagensemester mehr als bemerkenswert. Chapeau!

Fotos: Lucas Wurzacher
Bleisatz II — Der feine Unterschied 
Marina Emeljanov, Sofia Gronard, Jakob Kreitner, Max Roos
Die Univers von Adrian Frutiger stellt mit ihren 21 Schnitten einen Meilenstein der Groteskschriften dar. Angeleitet von Herrn Hanitzsch sollte ein Schriftmuster der uns im Bleisatz vorhandenen 6 Schnitte entstehen. Nach den kreativen Spielerein und Freiheiten in Bleisatz I galt es nun mit höchster Präzision zu arbeiten. Zahlreiche Anekdoten von Herrn Hanitzsch später ist das sechsseitige Heft fertig. Die Titelseite bietet eine knappe Übersicht mit allgemeinen Informationen zur Schrift, den vorhandenen Schnitten und deren jeweilige Schriftgrößen. Blättert man das Heft samt Klappseite auf, sind auf drei Seiten thematisch passende Texte in der Univers 55 in 9p, 10p und 12p gesetzt, jeweils mit unterschiedlichem Durchschuss und pro Passage mit einer in Versalien gesetzten Zeile. Die nächste Seite zeigt die verschiedenen Schriftschnitte an einem Beispieltext und auf der Rückseite des Heftes konnten wir uns doch noch kreativ austoben und die Seite frei mit einem Textcluster gestalten.

Typografie 1. Semester: Jakob Kreitner
Laut und Leise im Bleisatz
Der achte Ozean; ein gesprochener Text; ein gesungener Text; Blocksatz; Dynamik; eine wellenartige Struktur; Univers 10 p. Laut
Die Sieben (Welt)meere; ein gelesener Text; ein Sachtext; Flattersatz; Statik; eine ruhige, regelmäßige Struktur; Modern 10 p. Leise
Bleisatz 1: Lang lebe Cicero

Wer Cicero für einen römischen Politiker, Redner und Schriftsteller hält, der mag nicht Unrecht haben und kennt doch nur die halbe Wahrheit, denn ein Cicero sind 12 Punkt. Als wir im Zuge unseres Bleisatzkurses die Druckwerkstatt zum ersten Mal betreten, werden wir mit Fachbegriffen bombardiert: 0,376 mm sind ein Punkt, 12 Punkt sind ein Cicero und vier Cicero sind eine Konkordanz; Linotype und Monotype; Winkelhaken, Ahle, Kolumnenschnur, Setzlinie, Typometer und Setzschiff.

Nach anfänglich noch zaghaften Versuchen werden wir mit fortlaufender Zeit dank der Hilfe von Herrn Westermaier und Frau Schmitz immer schneller und sicherer und setzen so unsere ersten Zeilen.

Entstehen soll dabei »Typografisches Augenfutter zu den Jahreszeiten«. Jeder von uns Erstsemestern wählt ein Herbst- oder Wintergedicht und entwickelt hierfür ein typografisches Konzept. Unterschiedlich lange Linien zwischen den Worten erzeugen ein die Metrik unterstützendes Textskelett. Wie Laub im Herbst fallen Vokale aus den Worten in die nächste Zeile. Ganz still und ruhig steht das Wintergedicht im Blatt.

Zusammen ergibt sich daraus ein Leporello bestehend aus Titelblatt, sechs der Jahreszeitenfolge nach angeordneten Gedichten und dem Impressum.

24 Plakate und eine Karte im Buchdruck
Weihnachtsaktion 2015: Philipp Elsner, Katharina Krepil, Sybille Schmitz

Die diesjährige Weihnachtskommunikation fokusiert das aktuelle Flüchtlingsthema und soll durch die Verknüpfungen mit weihnachtlichen Begriffen zum Nachdenken anregen. Die Arbeit entstand in diesem Jahr, mit Ausnahme der Landingpage (www.mediadesign.de/weihnachten2015), komplett im Buchdruck. Die 24 Plakate bilden zusammengenommen eine Matrix aus Fragen und Begriffen (Prinzip Adventskalender).

Dass es nicht so einfach ist diese Plakate mal schnell im Buchdruck zu gestalten, ist Philipp und mir bereits am ersten Tag aufgefallen. Die Systematik muss durchdacht, jedes Plakat sauber ausgeschlossen sein. Das berüchtigte »Achtel« darf eben nicht fehlen. Schmerzlich vermisst haben wir in unserer Slab Serif aber das »r«, das »T«, ebenso wie eine repräsentative Menge an »e’s«. Bis Herr Gericke neue Lettern von Hand schnitt, musste auf kreativ-komplizierte Weise gedruckt werden. So wurde 8 Tage bis in die Nacht gesetzt und abgzogen.

Parallel wurde eine Auflage von 200 Karten hergestellt, die Philipp entworfen und Katharina akribisch gesetzt hat. Die Karte komprimiert den Inhalt des Kalenders, typografisch wurden weihnachtliche Begriffe und die – auf  Flüchtlinge bezogene – Fragestellung abgegrenzt. Um auf gestalterischer Ebene einen Bezug zu den Plakaten herzustellen, ist die Ziffer 24 um 90 Grad gedreht. Gedruckt wurde Blatt für Blatt auf unser FAG-Korrekturabzugspresse, weiterverarbeitet mit Hilfe der Boston-Presse und eines Falz-Beins.

Besonderer Dank geht an Peter Gericke, Linus Brockmeyer, Tobias Wühr, Anni Ott, Miriam Rieger, Daniela Ibler, Jakob Kreitner, Cornelia Engel, Anna Schemmel, Christina Blenk und Nadine Berger.

Zu Besuch in der Galerie Handwerk (München)  und Vorstellung der offizin albis in Garching.

Am 10. November unternahmen wir mit den Grundlagenkursen Typografie eine Exkursion zur Münchner Galerie Handwerk. Die Ausstellung »Handpressen oder die Kunst handwerklicher Buchgestaltung (vom 23. Oktober bis 21. November 2015)« war seit langer Zeit in Fachkreisen erwartet gewesen. Dass in Zeiten der übertechnisierten Machbarkeit gerade handwerklich gefertigte Bücher, die typografisch sauber und kunstvoll durchgestaltet sind, begeistern, darf und sollte nicht verwundern. Der Bleisatz, die mit ihm verbundene Haptik, klassisch künstlerische Druckverfahren sowie elegante, dem Inhalt sinnstiftende Papiere vermögen es, dem Inhalt adäquat Leben einzuhauchen – eben zum passenden Umfeld zu verhelfen.

Die Handwerkskammer fokussierte deshalb hauptsächlich aktuelle Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum. So gab es etwa Pressen- und Mischdrucke von Oskar Bernhard, Anja Harms und Eberhard Müller-Fries, der Goldenen Kanne, der officin albis, der Offizin Haag-Drugulin, der bekannten Münchner Handsatzwerksatt Fliegenkopf, von Mechthild Lobisch, Sabine Golde und Johannes Strugalla, etc. zu sehen. Zudem waren einige historische Beispiele der Buchkunst wie die der englischen Pressen zu begutachten: Doves Press und Kelmscott Press, sowie die bis 1934 tätige Bremer Presse.

Druck und Satz

Unser Termin in der Galerie Handwerk war zudem begleitet von zwei weiteren besonderen Ereignissen: einer Vorstellung der eigenen Bücher durch Werner Hiebel (officin albis) und dem angekündigten Drucken mit einer historischen Presse.

Frau Mücke, Schriftsetzerin, extra aus Dresden (Haag-Drugulin) angereist, erklärte detailliert und geduldig die Funktionsweise der historischen Kniehebelpresse und der mitgebrachten Boston-Presse. Auch leistete Sie einigen Interessierten Hilfestellung bei ersten Handsatzversuchen.

officin albis

Der zweite spannende Programmpunkt: Der leidenschaftliche Typograf Werner Hiebel erklärt der Studiengruppe seine Arbeiten. Extra für diese hat er unter anderem seine »Linie 8«, den »MaskenBall der Tiere« und die »Gerhard Rühm Bücher«, auch in produktionsbedingten Zwischenstadien, mitgebracht. Er selbst hat vor 25 Jahren seine »officin albis« gegründet. Die in Garching ansässige »Ein-Mann-Typografieschmiede« verfügt mittlerweile über ein ansehnliches Repertoire an kunstvoll gestalteten Büchern, Plakaten und Karten. »Kunsthandwerk«, so Werner Hiebel, »möchte er aber eigentlich nicht machen«. Seine Bücher seien vielmehr Kunst und Handwerk zugleich. Ein gutes Buch werde immer von innen nach außen gestaltet. Die Gestaltungskonzeption nimmt Bezug auf den Inhalt, keine effekthascherische Grafik. Er bestimmt die Schrift, die Grundstruktur, das Papier, die Farben und Illustrationen. Auch sollte ein Buch vom Anfang bis zum Ende geplant werden. Dies bezieht auch die Anschaffung des für die gesamte Auflage notwendigen Papieres mit ein. Nachlieferungen seien oft schwierig, da ja der Herstellungsprozess mitunter länger dauere, die Sorte im schlimmsten Fall nicht mehr verfügbar sei.

Von Rosenkränzen und Grundformen

So zeichnet sich das Buch »Rosenkränze« des Autors Gerhard Rühm durch den sinnbildlichen roten Faden aus. Dieser durch die Finger gleitende Faden, grafische Metapher zum katholischen Rosenkranz, führt als gestalterische Linie durch das ganze Buch. Die Werke von Gerhard Rühm zählen zur konkreten Poesie, müssten genau genommen auch laut gelesen werden, und so stehen etwa alle Vokale rot gedruckt untereinander.
Sein »calendarium« arbeitet mit den Grundformen des Design. Ein Holzschnitt aus Dreieck, Quadrat und Kreis entwickelt sich über »zwölf Monate« hinweg zur Gesamtform. Produktionstechnisch wird hier mit sog. Formschwund gearbeitet: Die Gesamtform wird Monat für Monat um ein Segment reduziert. Der Titel, eine Heißfolienprägung, wurde aus einer extra gefertigten Futura Buch gesetzt, die Innentexte in akkuratem Flattersatz.

Endlose Bücher und eine literarische Reihe

Die Leporellos »MaskenBall der Tiere« und »Linie 8« zeigen eine gelungene Verbindung aus Typografie und künstlerischer Illustration. Besonders hervorzuheben ist der Bogendruck des Umschlages, der als lange Gesamtform gesetzt, jeweils im Gesamten in der Maschine gedruckt wurde. Im Handsatz gar nicht einfach. Besonders erwähnenswert erscheint mir auch die komplett aus Satzmaterial gefertigte Straßenbahn des Titels. Das Buch »Banane, Katze, Kakadu« spielt gekonnt mit der Verbindung aus Schriftgraden und Schriftarten.

Die officin albis fertigt zudem seit ein paar Jahren eine kleine literarische Reihe im Buchdruck. Unbekannteren zeitgenössischen Autoren, Künstlern und Illustratoren soll die Chance zu einer ersten Veröffentlichung gegeben werden. Auch soll die Sammelfreude der Leser durch erschwingliche Preise geweckt werden. Die Reihe verbindet die typografische Gestaltung des Umbandes und das gleiche Papier. Auch das Maß der Reihe spiegelt sich bereits im Titel.
Die kleinen Bände sind alle für sich genommen typografische Kleinode, die beispielsweise den Texten von Philipp Luidl und Dagmar Nick das passende Umfeld geben.

Was eigentlich alles hinter der Fertigung eines künstlerischen Buches steht, mag einigen Studierenden hier zum ersten Mal richtig bewusst geworden sein. Begeistert durch die Vorstellung seiner Arbeiten in der Handwerkskammer habe ich bald darauf Herrn Hiebel in seiner Garchinger Werkstatt, vor den Toren Münchens, nochmals besucht. Es war auch diesmal ein bereichernder und inspirierender Besuch, den ich allen Typografie- und  Buchfreunden empfehlen kann.

Bleisatz II – Abecedarium-Leporello

Bodoni-Antiqua in 16 p Schriftgröße mit einem Zeilendurchschuss von 6 p bilden die typografische Grundlage des seit einiger Zeit in der Buchdruckwerkstatt der MD.H München entstehenden Leporellos: »Arabesken um das ABC« von Anton Schnack.

Das Leporello zeichnet sich durch klassischen Handsatz, ebenso wie durch handgezeichnete, neuentwickelte, aber auch nachempfundene Initialen – etwa von der Bremer Presse oder Peter Behrens – aus. Schriftsetzermeister Klaus Hanitzsch betreut das umfangreiche Projekt im Handsatz. Schriftlithograph Peter Gericke (Bleisatz III – Initialen) zeichnet für die kunstvollen Initialen verantwortlich.

Als aufgeweckt, geduldig, immer frohgemut, kommunikativ, gesellig, herzlich, zuvorkommend und stets hilfsbereit wird der Kursleiter Klaus Hanitzsch hierbei von den teilnehmenden Studierenden beschrieben. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass er seit Projektbeginn einige Unwägbarkeiten spielend beseitigt hat. Anders als die Fertigung eines einzelnen Plakates oder simpler Akzidenzen stellt die Realisation eines Buchleporellos mit 64 Seiten in einer Auflage von 50 Stück komplizierte Anforderungen an das im Semesterturnus wechselnde (und freiwillige) Workshopteam: Stände sind exakt zu beachten, die Satzbreite mit 27 cic einzuhalten, die ersten drei Zeilen müssen eingezogen, die Laufweite des Papiers beachtet werden und vieles mehr.

Dabei will Herr Hanitzsch den Studenten in erster Linie »Kenntnisse über die alte Handwerkstechnik des Bleisatzes und des Buchdrucks, d.h. Handgriffe für den Umgang mit der gegossenen Letter und der Verwendung von Farbe und Papier vermitteln. Diese «ziel[t]en darauf ab und seien zugleich Anreiz, am Ende etwas Schönes in den Händen zu halten (haptisch) und es anschauen und präsentieren zu können (optisch) – also etwas, was die Studenten mit eigenen Händen in der Werkstatt selbst gesetzt und gedruckt haben, mit dem Sie sich auch identifizieren können.«

Im Kurs Bleisatz II setzt jeder Teilnehmende eine Seite, sowie ein individuell gestaltetes Lesezeichen, sodaß jeder Student und jede Studentin nach dem recht strengen Buchsatz hier auch die Möglichkeit hat, dem eigenen kreativen Schöpferdrang nachzugeben.

Wenn auch bis zur Fertigstellung des Abecedarium noch ein weiter Weg zurückzulegen ist, bleibt nur festzustellen, dass Herr Hanitzsch sein engagiertes Vorhaben mit den vorliegenden Seiten, sowie den parallel dazu entstehenden Lesezeichen, mehr als erreicht hat.

Fotos: Anni Ott, Lars Reiners, Sybille Schmitz

Bleisatz – Setzen und Drucken mit Leidenschaft

Es ist Montag 14.30 Uhr in der Druckwerkstatt. Herr Gericke begrüßt uns, eine kleine Gruppe aus Studenten, herzlichst zum wöchentlichen Bleisatzkurs. Wir kennen Herrn Gericke als leidenschaftlichen Schrift-Lithographen und Meister auf dem Gebiet der schwarzen Kunst und nicht zuletzt als gute Seele der Werkstatt schon seit einiger Zeit. Mit ihm gemeinsam haben wir bereits einiges gesetzt, Initialen gezeichnet und natürlich vieles gedruckt.

Bei diesem Bleisatzkurs im speziellen hatten wir die Möglichkeit freie Interpretationen zu den Lautgedichten, des österreichischen Dichters und Schriftstellers, Ernst Jandl umzusetzen. Der typographische Rhythmus der Gedichte, in Zusammenhang mit deren Inhalt und Bedeutung waren dabei für die Gestaltung maßgeblich.

Bei der Umsetzung unserer teilweise doch anspruchsvollen Ideen, wurden wir stets tatkräftig von Herrn Gericke unterstützt und inspiriert. Sei es bei der Suche nach der passenden Schrift, dem Setzen selbst, oder beim Drucken mit den verschiedenen Druckmaschinen der Werkstatt, was für uns immer besonders spannend ist. Denn hier ist man bei jedem Abzug aufs Neue gespannt, wie der Druck geworden ist und ob der angemischte Farbton oder auch der Gesamteindruck die Erwartungen erfüllen. Natürlich kommt es auch manchmal vor, dass etwas nicht auf Anhieb klappt, aber in einem solchen Fall wird nicht gleich aufgegeben. Gemeinsam mit Herrn Gericke finden wir eigentlich immer eine Lösung für die kleinen Problemchen, die das Drucken zeitweise sabotieren, gerade weil Herr Gericke durch seine jahrelange Erfahrung stets ein paar gute Tipps und Tricks im petto hat.

Es sind viele unterschiedliche und vor allem individuelle Arbeiten entstanden, teilweise auch in Kombination mit Drucken aus dem Siebdruck.

Alles in Allem hat es uns Studenten mindestens genauso viel Spaß gemacht, wie Herrn Gericke, unsere Ideen mit historischen Lettern und Druckmaschinen umzusetzen und wir freuen uns auf weitere spannende Projekte.