Stehsatz

Das Stehsatz-Magazin geht in die 2. Runde  


Gerade als Studenten haben wir die Freiheit neugierig zu sein, die Möglichkeiten der Gestaltung auszuloten, zu experimentieren, zu erforschen oder auch mal Verrücktes auszuprobieren. Und das ist gut so, denn zu entdecken gibt es wahrlich einiges: Das Unbekannte und Überraschende. Oder etwas Bekanntes – aber von einer völlig anderen Seite.

Getreu diesem Motto wollen wir auch mit dieser 2. Ausgabe des Stehsatzmagazins wieder auf Entdeckungsreise gehen. So haben wir die besondere Gelegenheit das Open2Type Typographic Research Lab und ihre experimentellen Ansätze zur Typografie vorzustellen sowie einen Einblick in die Münchner Szene – Kultur und Subkultur – zu wagen. Wir erkunden das Venedig der Vergangenheit und der Gegenwart, begegnen dem Abenteuer eines Praktikums in der Metropole New York und stellen uns darüber hinaus Fragen wie: Was um Himmelswillen haben nun Nudeln und Layout zu miteinander zu tun?!

Vervollständigt wird das Ganze natürlich auch dieses mal wieder durch viele spannende Arbeiten in unserem Showroom, »Best of Stehsatz«.

Das neue Magazin kann jetzt ab sofort zum Selbstkostenpreis von 12,— € hier oder per Mail (T.Geier@mediadesign.de) bestellt werden.

Fotos: Veronika Disl
Siebdruck mit einfachen Mitteln

Das Grundprinzip ist denkbar einfach: Ein Holzrahmen wird mit einem feinen Gewebe als Sieb bespannt. Eine Schablone zugeschnitten und aufgeklebt. Aus Pigmenten wird Farbe angemischt, die schließlich mit einem Rakel durch das Sieb und die Freiräume der Schablone gestrichen wird. Der Druck landet auf dem Papier – und Fertig!

Mit wenigen Worten ist das grobe Verfahren erklärt und das System, so scheint es, schnell durchschaut. Doch wie unsere kleine Gruppe aus Studenten im Siebdruck-Kurs von Herrn Golf feststellen durfte, ist dies noch lange nicht das ganze Geheimnis, das es am Siebdruck zu erforschen gilt: Das Handwerkliche Arbeiten, das Herantasten an das Material und seinen Eigenheiten und natürlich das Experiment mit den vielzähligen Möglichkeiten des Siebdrucks.

Es braucht einige Versuche bis bei einem Druck wirklich etwas »entsteht«. Um so wichtiger und umso mehr Spaß macht gerade die etwas experimentellere Herangehensweise. Genauso findet natürlich das Anmischen der Farben aus Pigmenten, der Druck mit tagleuchtenden Farben wie Neonorange, -grün oder -gelb große Begeisterung – oder etwa der Versuch einen Irisdruck hinzubekommen, Schwarz auf Schwarz zu drucken, mit einem Wachsstift Strukturen auf das Sieb und damit auch auf den Druck zu übertragen oder auch mehrere lasierende Farbschichten übereinander aufzubringen, um nur einen kleinen Ausschnitt dessen zu nennen, was  nach und nach entdeckt, versucht und ausprobiert werden möchte.

Stehsatz als Magazin

Endlich ist es soweit! Zusätzlich zum Stehsatzblog erscheint nun neu und erstmalig Stehsatz auch als Magazin.

Das Stehsatzmagazin versteht sich als Magazin für junges Grafikdesign und so gilt es in dieser über 90-seitigen Ausgabe viel Neues an Inspiration und Interessantes aus dem vielseitigen Feld der Gestaltung, Kunst und Kultur zu entdecken.

So hatten wir in der Rubrik »Über den Tellerrand« die Chance mit so inspirierenden Gestaltern wie Fanette Mellier oder Sandra Opiela zu sprechen und werfen einen Blick in die wahre Schatztruhe für Bleisatzbegeisterte – die Handsatzwerkstatt Fliegenkopf, wo der Bleisatz immer noch und wieder seine überraschend lebendige Seite zeigt.

Außerdem berichten Studenten von ihren Erfahrungen aus dem Praktikum in Israel und der Zeit nach dem Studium im In- und Ausland. Das Ganze wird vervollständigt durch den »Showroom«, in dem als eine Art best-of-Stehsatz eine Auswahl an Arbeiten aus den verschiedenen Semestern Gelegenheit für neue Ideen und Anregungen schaffen soll.

Das Magazin soll nun einmal im Semester erscheinen. Viel Spaß damit!

Fotos: Philipp Elsner

Veronika Disl, Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Laura Ostermeier, Miriam Rieger, Lena Rößner, Lars Reiners, Silvan Wenig

Profectio – lat. für Aufbruch bildete das Motto des diesjährigen Diplomalmanachs, denn schließlich ist für die Bachelorabsolventen der Abschluss des Studiengangs vor allem ein Aufbruch in etwas Neues.

Der Diplomalmanach wurde dieses Jahr in Form eines Magazins realisiert. So werden auf 71 Seiten die neuen Mediadesign-Absolventen mit ihren Bachelorarbeiten festgehalten und vorgestellt, aber auch die Dozenten kommen zu Wort.

Das Thema Aufbruch findet sich hierbei passend ebenso im Fotokonzept wieder: Die Absolventen wurden in Bewegung mittels Langzeitbelichtung so aufgenommen, dass die dabei entstehenden dynamischen Bewegungsspuren quasi ihren »Aufbruch« auch für das Auge sichtbar werden lassen.

Was die Entstehung dieses Magazins betrifft geht besonderer Dank an das engagierte Team aus Studenten, die, obwohl gerade mitten im Praktikumssemester spontan einspringen konnten und noch nach getaner Agenturarbeit zum Gelingen des Projekts beigetragen haben.

Editorial Design 3. Semester
Feyza Demirören, Veronika Disl, Paulina Meider

Das Modeprojekt »Show Off – Off Show« war eine perfekte Möglichkeit den organisatorischen-, sowie den gestaltungsorientierten Aspekt unseres Studienganges live und möglichst detailgenau an einem tatsächlich praktisch realisierten Projekt zu erproben. Durch die Ausarbeitung zahlreicher Modifikationen waren wir in der Lage neue und wertvolle Eindrücke im Bereich Communication & Editorial Design sammeln zu können.

Unsere Studien und Entwürfe wurden in einer dazugehörigen Broschüre festgehalten. Als besonderes Merkmal, welches die Auseinandersetzung mit dem Thema Mode verdeutlicht, wurde der Umschlag in einer an Stoffstrukturen erinnernden Haptik gestaltet. Dies erfolgte durch manuelle Cut- und Faltarbeit.

Raimund Girke – das Weiß meiner Bilder
Editorial Design 3. Semester
Feyza Demirören, Veronika Disl, Paulina Meider

Inspiriert durch die eindrucksvolle Ausstellung von Raimund Girke entfaltete sich die Idee einer kompakten, doch im gleichen Moment präzisen Wiedergabe der Besonderheiten des Künstlers und seiner Werke. Rein, klar und dennoch facettenreich nimmt die Farbe Weiß innerhalb der Bilder durchweg eine vergleichsweise dominante Stellung ein, wodurch es dem Künstler gelingt die großzügigen und ausschweifenden Bewegungen seiner Maltechnik in Harmonie zum Ganzen zu bringen.

Im Anbetracht der dirigierenden Bildstruktur fiel die Auswahl bei der Form des Mediums auf ein Leporello. Ob horizontal oder vertikal aufgeklappt ergibt die verformbare Zickzack-Faltung ein zusätzlich spannendes Muster. Ebenso wurde bei der inhaltlichen Konzeption der Trend der Dualität beibehalten, durch die Unterteilung der Themengebiete in zwei Bereiche, Struktur und Farbe Weiß, beziehungsweise Girkes Stellungnahmen. Der Stil des Layouts lehnte sich hierbei größtenteils an den speziellen Charakter der Bilder an, somit fand die Farbe Weiß nicht nur thematisch, sondern auch praktisch an Hand der Gestaltung dementsprechend Verwendung. Gerade deshalb strahlen die ganzseitigen, dynamischen Abbildungen einen Hauch von Freiheit aus. Neben den Bildern nimmt das raumgreifende Textmaterial durch Sperrung, sowie verschiedenartige Rhythmik unaufdringlich, aber dennoch prägnant seinen Platz ein. Bestehend aus schwebenden Definitionen und Zitaten mangelt es dem Text, trotz eventueller Eingewöhnungszeit aufgrund der besonderer Lesetechnik, nicht an Lesbarkeit. Darüber hinaus bietet das Printmedium eine rasante Darstellung der Struktur, welche ihre Ruhe in der gläsernen Einfachheit findet.

Geschenk und Verpackung

Das Motto der Weihnachtsdekoration dreht sich dieses Jahr um das Thema des Geschenkes und des Verpackens. Besonders zu Weihnachten entsteht oft immer wieder der gleiche Trubel um die Wahl und Anschaffung des richtigen Geschenkes für die Lieben. Weihnachten gilt nicht umsonst als das Fest des Konsums.

Mit der diesjährigen Weihnachtsdekoration soll deshalb gerade der Gedanke aufgegriffen werden, dass doch gar nicht so sehr der materielle Inhalt der Gaben im Fokus stehen sollte.

Anstatt reich ausgefüllter und dekorierter Geschenkpäckchen finden somit drei riesige, nur durch das umlaufende goldene »Geschenkband« definierte Kuben und viele kleine, auf dieselbe Weise auf ihr Skelett reduzierte Papierpäckchen ihren Platz in der Eingangshalle der MD.H. Die Pakete an sich bleiben also innen bis auf die darin platzierten Tische und Bänke (und natürlich deren Besucher) leer. Es wird der Raum verpackt. Und wie schon der Verhüllungskünstler Christo erkannte, oder wie es ja auch der Sinn eines liebevoll verpackten Geschenkes ist, wird allein schon durch die Verpackung der Inhalt zu etwas besonders Wertvollem.

Auch in der dazugehörigen Weihnachtskarte wird dieses Prinzip aufgegriffen. Durch eine spezielle Falttechnik verpackt sich die bis auf das schimmernde Papier schlicht gehaltene Karte quasi selbst und offenbart erst nach und nach durch das schrittweise entfalten Teile von Ringelnatz Gedicht »Schenken«.

Ein großer Dank geht an all die Helfer, die unermüdlich die vielen Meter Stoff an der Nähmaschine genäht, und die unzähligen Karten mit größter Sorgfalt gefaltet haben.

Composing
Feyza Demirören, Paulina Meider, Veronika Disl

Durch das Composing, also das Zusammensetzen verschiedener Bildmaterialien zu einem neuen Motiv eröffnen sich vielfältigste Gestaltungsmöglichkeiten. Besonders faszinierend und facettenreich stachen bei der Themenauswahl die Fotos der Beautymontage heraus.

Somit fiel die Wahl auf diese Art der Bildmanipulation, wobei wir uns für zwei sich kontrastierende Ausführungen entschieden.

Während das erste Bild vor allem auf farbenfrohen Akzenten und ornamentalen Ausprägungen mit einem sanften Fashion-touch beruht, zeichnet sich das zweite durch einen vereisten, mysteriösen und tiefgründigen Charakter aus, welcher vor allem durch die Zersplitterung und Verzerrung der Perspektive dominiert wird.

Besonderen Wert legten wir bei der Arbeit darauf, schon so viel wie möglich »in der Realität zu montieren«. Da ein Composing oft sehr skurrile, unnatürliche und eigentlich unmögliche Gegebenheiten darstellt, sollte auch bereits das Styling der Models außergewöhnlich ausfallen. Dies gestaltete sich als besondere Herausforderung, da wir nicht nur die anschließende Bildbearbeitung übernahmen, sondern auch gleichzeitig selbst als Makeup-artist, Model und Fotograf agierten. Letztendlich wurde das erste Model opulent und farbenfroh geschminkt, die Haare mit extremen Halt seitlich horizontal abstehend befestigt und mit echten Blättern, Ästen und Federn versehen. Ebenso erhielt das zweite Model ein Makeup in blau-silbernen Tönen und wurde für den schneeartigen Effekt im gesamten Gesicht mit künstlichen Eiskristallen bestreut.

Palatino Schriftanalyse
Feyza Demirören, Paulina Meider, Sara Markieton, Stephanie Dehler, Veronika Disl

Die Palatino, eine Französische Renaissance-Antiqua, zählt insbesondere seit den 50er Jahren zu den meistverwendeten Schriften im Buchdruck. Sie durchlief die unterschiedlichsten technischen Entwicklungen über Blei- und Fotosatz bis hin zur Digitalisierung und hat seitdem nichts an ihrer Modernität verloren. So zeichnet sich die Palatino auch heute noch durch ihr unaufdringliches und zurückhaltendes, jedoch gleichermaßen charakterstarkes und eigenwilliges Erscheinungsbild aus.

»Eine Schrift soll von der Persönlichkeit ihres Entwerfers erfüllt sein.« Dies fordert schon der Entwerfer Hermann Zapf – und das sieht man der Schrift auch auf dem ersten Blick an: Als Meister des schönen Schreibens hat Zapf ihr den kalligraphischen Duktus aus dem Schreiben mit der Breitfeder eingehaucht und ihr dadurch zu ihrer unverkennbaren Lebendigkeit und ihrem warmen und charmanten Ausdruck verholfen. Genau jener starke Ausdruck von Persönlichkeit hat auch uns begeistert und uns  dazu veranlasst zu versuchen diesen Geist der Palatino in unserer Schriftanalyse einzufangen und widerzuspiegeln.

Um die Schrift besser verstehen zu können widmet sich unsere Schriftanalyse demnach neben einer detaillierten Auseinandersetzung mit der Schrift an sich, ihrer Entwicklung, ihren Einzelzeichen, der Lesbarkeit und Vergleichen mit der Bleisatzschrift und der Aldus (einer leichteren Version der Palatino) in einem zweiten Buch ebenso ausführlich dem Leben und Schaffen ihres Entwerfers. Beide Bücher wurden – zusammengehörig, wie sie ja sind – durch eine spezielle Klappbindung miteinander verbunden, sodass auch hier der enge Bezug zwischen Schrift und Schriftentwerfer ersichtlich wird.

Musikvisualisierung zu »Kelly Watch The Stars« von Air

Space-ig abgehoben, sphärenhaft, schillernd glitzernd, technisch kristallin und dennoch wolkig-sanft fließend, leicht und von Raum und Zeit losgelöst. So lässt sich »Kelly Watch The Stars« in Worten ausdrücken. Doch wie kann man die Atmosphäre, Emotionen und Eindrücke in einem Objekt festhalten?

Grundlage des Versuchs einer derartigen Umsetzung bildet dabei die Einteilung der verschiedenen Instrumente bzw. des Gesangs in einzelne Ebenen, welchen aufgrund der Verzerrung durch Synthesizer jeweils unterschiedliche Grade von »Festigkeit« und »Gewicht« zugeordnet werden können. So zeigt sich die Gitarre als unterste Lage in ihrer Klangfarbe noch relativ klar definiert, hart und bodenbehaftet, während eine reine Synthesizerebene diffus, unscharf und wolkig im Hintergrund zu stehen scheint und vom Gesang als Verdichtung inmitten dieser Leichtigkeit durchschwebt wird.

Um die Eigenschaften der Ebenen und den allgemeinen Charakter des Liedes noch mehr zu betonen spielt auch die Wahl des Materials eine wichtige Rolle. »Kelly Watch The Stars« weckt beim Hörer schnell Assoziationen zu einer Reise durch die Unendlichkeit des Weltalls oder die Spähren des Traums, ist leicht, glitzernd, in sich durch den Synthesizer kristallin und doch in der Gesamtheit fließend. Diese Eigenschaften werden durch ein feines Edelstahlgewebe in den den Ebenengewichtungen entsprechenden Farben widergespiegelt. Zusätzlich wird jede der drei Lagen gemäß der Melodien der einzelnen Musikinstrumente gefaltet und im Gesamtobjekt so angeordnet, dass sich eine nach rechts oben aufstrebende und auffächernde Längsstruktur ergibt. Aufgrund der Ähnlichkeit zu einer Art Strahlung oder Falte im Raum in deren Tiefen der Zuhörer sich verlieren kann schließt sich auch hier der Kreis zum Motiv des Alls oder des Traums.