»RE SIGN«, »SENSATION« und »TDC63« – eine kleine Erfolgsgeschichte
Die Bachelorphase ist eine intensive Zeit – von der Suche nach Inspiration, über selbstkritische (Ver-)Zweifler, ob man wirklich den richtigen Weg geht, bis hin zum Erfolgserlebnis, dass man es endlich geschafft hat. Das wichtigste dabei ist, dass man mit dem was man erreicht hat auch zufrieden ist und sich auch mal selbst auf die Schulter zu klopfen wagt, und sagen kann: »Ich bin stolz auf mich!« – zumindest für den Moment, denn nach einer Weile fallen einem mit Sicherheit viele Dinge auf, die man hätte anders machen können …
Die Bachelorarbeiten »RE SIGN« und »SENSATION« von Kevin Kremer und Miriam Rieger aus dem Jahrgang 2016, stehen inhaltlich und gestalterisch absolut für sich, aber trotzdem verbindet sie viel miteinander.
»RE SIGN«, von Kevin Kremer, zielt darauf ab, durch systematische Dekonstruktion und anschließende Neukombination, die erlernte Darstellungsweise und Erfassbarkeit eines Buchstabens in Frage zu stellen. Es sollen die Grenzbereiche der Wahrnehmung einer Form in Bezug auf deren Erkennbarkeit als Schriftzeichen der abendländischen Schriftkultur erforscht werden. Das Ergebnis dieser visuellen Untersuchung ist eine Reihung an Formzeichen, ausgehend vom bekannten Schriftbild, hin zu einer stark abgeänderten Darstellungsweise.
»SENSATION – Visualisierung synästhetischer Wahrnehmung«, von Miriam Rieger, beschäftigt sich mit einer ganz besonderen Form der Wahrnehmung: Synästhesie. Entgegen der »normalen« Wahrnehmungsprozesse kombiniert das Gehirn hier automatisch Sinne miteinander, die vermeintlich nichts miteinander zu tun haben. So sehen einige Synästheten Buchstaben in bestimmten Farben oder Verbinden Geschmäcker mit geometrischen Formen. In einer experimentellen Versuchsreihe, in Plakatform, wird die Synästhesie als metaphorisches Stilmittel aufgegriffen, mit dem Ziel die Sinne pulsieren zu lassen, den Geist zu aktivieren, um zu einer Versinnlichung der Wahrnehmung zu gelangen.
Beide Arbeiten verbindet ein extrem hoher gestalterischer Anspruch an Ästhetik, inhaltlichem Bezug und nicht zuletzt typographischer Exzellenz.
Auf gut Glück haben wir dann unsere Bachelorarbeiten zum »Type Directors Club« in New York geschickt, mit der Hoffnung eines der begehrten »Certificates of Typographic Excellence« zu ergattern.
Ungeduldig und voller Erwartung erhalten wir nach zwei Monaten tatsächlich beide, relativ zeitgleich, eine Nachricht mit dem Betreff: »CONGRATULATIONS! You’re work has been selected.« – Unsere Freude war riesig! Wir wussten aber, dass die besten drei studentischen Arbeiten unter allen 1.800 Einsendungen eine zusätzliche Auszeichnung erhalten, den »Student Award«… und man weiß ja nie!
Man glaubt es ja kaum, aber wir beide sind doch wirklich auch noch unter den besten drei studentischen Arbeiten gelandet! Kevin, ich, unsere Freunde, Familien und ehemaligen Dozenten waren völlig aus dem Häuschen!
Die endgültige Platzierung ist am 18. Juli in New York beim großen »TDC63 Opening Event« verkündet worden: Platz 3 für Kevin mit »RE SIGN« und Platz 2 für Miriam mit »SENSATION« – Unfassbar!