Stehsatz

Bachelorarbeit: Lilian Karr
Keine falsche Scham

Den weiblichen Körper als geheimnisvolles Sujet zu bezeichnen mag im ersten Moment erstaunlich wirken, bei näherer Betrachtung spricht jedoch viel dafür, dass trotz weitverbreiteter visueller Präsenz des beinahe unbekleideten Frauenkörpers genaues Wissen über maßgebliche Details rar ist. Auch heute fehlen einigen jungen und auch nicht ganz so jungen Frauen Akzeptanz und genaue Kenntnis jener signifikanten Teile des eigenen Körpers, die biologisch als primäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden. Die Werte, die von der eigenen Familie, von der Schule und selbst von Freundinnen vermittelt werden, spielen in dieser Beziehung zum eigenen Körper eine wesentliche Rolle. Immer noch herrscht hier oft im wahrsten Sinn des Wortes oberflächliches Halbwissen.

Um dem weiblichen Geschlecht die positive visuelle Umschreibung zu geben, die es verdient, um Frauen einen angenehmen Zugang zu eben diesem zu ermöglichen, und um über die wichtigsten Funktionen aufzuklären ist diese Arbeit entstanden.

Es gibt umfangreiches Material zum Thema des weiblichen Körpers, das allerdings oft als ungeeignet für einen entspannten Umgang scheint. Entweder schrecken medizinisch – anatomische Abbildungen die Zuseherin von vornherein ab, oder die Darstellungen erinnern an pornografisches Material. Meine Arbeit hingegen geht künstlerisch gestaltend an diese Aufgabe heran und versucht durch konkrete Details und gleichzeitige Symbolhaftigkeit einen leichten Zugang und Überblick zu verschaffen.

Typografie 2. Semester: Schriftanalyse
Lilian Karr, Anna Maria Ott

Unsere Schriftanalyse befasst sich mit der »Helvetica«, einer der meist benutzten serifenlosen Schriften überhaupt. Ihren Siegeszug trat sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an, einer Zeit, in der Endstrichlose vermehrt in Werbungen und Publikationen verwendet wurden. Dank exzellenter Vermarktungsstrategien der D. Stempel AG in Frankfurt wird sie zum Kassenschlager und ist bald international sowohl in Hand-, Foto- und Digitalsatz erhältlich. Entworfen wurde die Schrift von Max Miedinger im Auftrag Eduard Hoffmanns, für die »Haas’sche Schriftgießerei« in Münchenstein.

Die Recherche über die Entwicklung der Schrift war einerseits überschaubar, andererseits vielfältig. Einfach gestaltete sie sich im Hinblick auf den zu behandelnden  Zeitraum, der im Vergleich mit sehr alten Schriften wie zum Beispiel der Garamond kurz ist. Die Helvetica, die ursprünglich die »Neue Haas Grotesk« heißt, kommt 1957 auf den Markt. Trotzdem gibt es in der Geschichte der Helvetica inhaltlich sehr viele interessante Ereignisse, so etwa die vielfachen Überarbeitungen und Neu-Entwürfe, den Rechtsstreit um den Vertrieb des Fotosatzes und das Aufkommen unzähliger Plagiate.

Wir haben, um tiefer in die Materie einzudringen, sämtliche Bücher in der Staatsbibliothek München gewälzt, leider mit sehr wenig brauchbaren Ergebnissen. Als recht informativ haben wir hingegen das Buch »Helvetica forever« empfunden, das uns eine grosse Stütze und verlässlicher Begleiter bei unserer Arbeit war. Hochinteressant war auch der Besuch der »Basler Papiermühle«: Dies ist ein von Eduard Hoffmann gegründetes Museum, das die Geschichte des Buches und der Schrift aufzeichnet und festhält. Dort gibt es zahlreiche Ausführungen der »Neuen Haas Grotesk« in allen verschiedenen Schnitten und Größen im Bleisatz, und wir durften nahezu ungestört alles durchstöbern. Äußerst aufschlussreich war auch unsere Gespräche mit dem Grafiker Herrn Mengelt, der mit seinen Teamkollegen vom Grafikbüro  »Team77« die »Neue Haas Unica« eine Überarbeitung der »Neuen Haas Grotesk« geschaffen hat.

Bei der Aufbereitung der Geschichte haben wir uns für ein modernes Layout entschieden, ein nahezu quadratisches Format mit soft cover gewählt und hauptsächlich mit der Farbe Blau gearbeitet. Wir beschreiben sowohl die Entwicklung von der »Neuen Haas Grotesk« zur »Helvetica«, als auch die Geschichte der Serifenlosen Schriften an sich, behandeln interessante Persönlichkeiten, vor allem auch Beispiele zu älteren und modernen Anwendungen. Auch ein Schriftvergleich mit den Inspirationen für die »Neue Haas Grotesk« und späteren Kopien und Überarbeitungen ist enthalten. Nach wochenlangen Analysen, Recherchen, Entwürfen und Korrekturen bleibt die Helvetica für uns immer noch eine wunderbare Schrift, die wir — trotzdem wir sie nun kritischer betrachten als zuvor — immer noch sehr häufig anwenden.