Stehsatz

Beschleunigung der Zeit
Lars Reiners

Die Technologie ändert sich in einem rasenden Tempo, aber der Mensch kommt mit dieser schnellen Entwicklung nicht mit. Denn die Evolution ist ein langer Akt der Entwicklung. Dieses Leporello spiegelt den Zwiespalt zwischen technologischer Entwicklung und Evolution wider.

Wenn man das Leporello von vorne betrachtet, kann man den Text nicht lesen und es wirkt eher plakativ. Doch blickt man das Leporello von links oder rechts in einem bestimmten Winkel, kann man jeweils einen anderen Text lesen.

Die Entwicklung des Leporellos hat einige Zeit in Anspruch genommen, da der Falzwinkel genau 90 Grad betragen muss, damit man den Text lesen kann.

 

New York City – TDC60 Opening – Student Awards

Am 11. Juli war es soweit, New York City, wir kommen! Nach einem angenehmen Flug ging es direkt auf Entdeckungsreise durch NYC. Es ist ein atemberaubendes Gefühl, das erste mal zwischen riesigen Hochhäusern durch die Stadt zu laufen. Sobald man auf die Straße geht, ist man mitten im hektischen Treiben und man beginnt zu verstehen, warum die Stadt niemals schläft. Der Geräuschpegel von NYC ist enorm, jede zwei Minuten hört man Sirenengeheule und hupende Autos. Nachts ist NYC ein Lichtermeer in allen erdenklichen Farben.

Im Gegensatz zu Deutschland ist auf jedem öffentlichen Verkehrsmittel die Amerika-Flagge abgebildet, aber auch so findet man die Flagge an vielen Orten, sei es die Grand-Central-Station oder eine Autowerkstatt. In ewiger Erinnerung wird auch die erste Begegnung mit der New Yorker U-Bahn sein, die im Vergleich zur Münchner U-Bahn ein Ungetüm ist.

In New York habe ich den besten Burger meines Lebens gegessen, das Fleisch in Whiskey gebraten!
Aber auch das typisch deftige Frühstück mit Bacon, Eiern und Toastbrot werde ich vermissen.
Ein besonderer Moment bot sich am Sonntagabend vor der Verleihung, als Deutschland Weltmeister wurde. Das Empire-State-Buildung leuchtete schwarz-rot-gold und die Antenne glitzerte.

Typografisch Interessierte dürften die Chelsea-Markets sehr gefallen, ein alter Lagerhallen-Komplex mit einzigartigem Charme. Dort kann man leckere Spezialitäten und viele andere Dinge kaufen. Im Gegensatz zu Deutschland sind in Amerika die Speisekarten in den Restaurants viel hochwertiger gestaltet und man sieht überall in der Stadt wunderschöne Hand-Lettering-Arbeiten. So war auch das Leitsystem in den Chelsea-Markets kalligrafisch umgesetzt.

Am 16. Juli fand das 60. TDC Opening und die Verleihung der Student Awards in der »The Cooper Union« statt. Schon vor Beginn der Verleihung konnte man durch die Ausstellungsräume gehen und die hochkarätigen und sauber gestalteten Arbeiten betrachten. Direkt am Eingang waren die 3 besten Studentenarbeiten, aber noch ohne Platzierung, ausgestellt.

Kurz darauf begann die Verleihung der Student Awards. Die Stempel-Garamond-Schriftanalyse wurde 3., die Theinhardt-Schriftanalyse 2., und ein Japaner mit seinem Buch 1. Nach der Verleihung wurde David Berlow für sein Lebenswerk als Schriftgestalter geehrt.

Nach der Verleihung konnte man noch einmal die ausgestellten Arbeiten betrachten, wobei nun die Platzierung vorhanden war. Währenddessen gab es einige interessante Gespräche mit anderen Gestaltern.

Zwei Tage später ging es wieder nach München, aber mit vielen Erlebnissen und Eindrücken mehr, zurück.

 

Berufe zwischen Beschleunigung & Stillstand

Das Buch zeigt Berufe, die von einer Beschleunigung oder Stillstand geprägt sind. Dies kann auf physischer oder auch psychischer Ebene der Fall sein. Es werden jeweils 10 Berufe auf jeweils 4 Seiten gezeigt. Das erste Buch handelt von folgenden entschleunigten Berufen: Bibliothekar, Bombenentschärfer, Künstler, Mönch, Museumswärter, Restaurator, Schmuckeremit, Schriftsetzer, Skriptor, Uhrmacher. Der Stillstand wird durch ein Quadrat dargestellt, welches für Ruhe und Beständigkeit steht. Ein gelber Farbrand auf jeder Seite unterstreicht dies und ist ein optisches Highlight.­­ Auf  der ersten Seite zum jeweiligen Beruf wird ein berufstypisches Element in Rasteroptik gezeigt. Die zweite Seite erklärt den Beruf in Bezug auf Beschleunigung & Stillstand. Die folgende Doppelseite zeigt informative, aber auch unterhaltsame Zitate oder Texte zu dem Beruf.

Das zweite Buch widmet sich diesen Berufen: Arzt, Balletttänzer, Extremsportler, Geheimagent, Kindergärtner, Koch, Pilot, Pizza-Lieferant, Stuntman, Soldat. Hier dient ein rotes Dreieck als Symbol für die Beschleunigung. Beide Bücher zeichnen sich durch eine grafisch reizvolle Gestaltung und Einfachheit aus. Ziel der Arbeit ist es, dem Betrachter einige interessante Berufe auf eine etwas andere Art zu zeigen. Darunter sind auch einige »ausgestorbene« Berufe.

Ausstellung im PUC
Lars Reiners

Die Erfindung des Fließbands unterstützte die Beschleunigung der Arbeitsabläufe. Diese Beschleunigung ging aber oft mit immer schlechteren Arbeitsbedingungen einher. Doch ohne die Entwicklung des Fließbands wäre die Welt, so wie wir sie heute kennen, nicht vorstellbar. Dieses 12-seitige Leporello zeigt große Meilensteine der Fließbandentwicklung, wie z.B. die Union Stockyards in Chicago. Die Gestaltung lehnt sich an die Arbeitsweise der Fließbänder an; das Leporello ist selbst eine Art Fließband. Stellt man die Buchvorderseite an die Buchrückseite bildet sich der Titel der Arbeit: Das Fließband. Man kann das Leporello wie ein Buch zusammenfalten oder – wie in der Kunstausstellung – aufgeklappt lesen.

Nichts für Schlafmützen! – HDR-Fotografie

Die HDR-Technik hat mich schon längere Zeit interessiert. Bei dieser Technik werden Bilder mit verschiedenen Belichtungen aufgenommen und zu einem Bild kombiniert. Dadurch erreicht man einen riesigen Dynamikumfang. Mit PhotomatixPro, einem HDR-Programm, wird der Dynamikumfang des HDR-Bildes wieder reduziert, da kein Ausgabegerät diesen hohen Dynamikumfang darstellen kann. Dieser Arbeitsschritt wird »tonemapping« genannt und ermöglicht unterschiedlichste Bildstile – von quietschend bunt bis hyperrealistisch!

Ich habe mich auf Architekturfotografie konzentriert; vor allem alte Gebäude erscheinen durch die HDR-Technik in neuem Glanz. Das Fotografieren stellte sich als sehr zeitintensiv heraus. Um Geisterbilder zu vermeiden, mussten die Plätze so leer wie möglich sein. Dies ist auf viel belebten Plätzen nur spät nachts oder in der Morgendämmerung möglich. Interessant ist, dass man das Endergebnis erst am Rechner sehen kann und davor nicht weiß, ob sich die Bilder bzw. das Motiv für die Technik eignen. Fotografiert wurde mit Stativ und Fernauslöser, auf die Automatikfunktionen der Kamera wurde gänzlich verzichtet. Im folgenden eine kleine Auswahl der Bilder.

Fraktur neu entdecken

Da mich die oft verschmähten gebrochenen Schriften faszinieren, schrieb ich meine Kalligrafie in einer Fraktur. Als Text wurde der sechste Streich von Max und Moritz gewählt, denn zeitlich passt die Fraktur zu dem Text. Außerdem wirkt die Fraktur dunkel und spitz. Wenn man den Zeichenstil der Max und Moritz-Geschichten betrachtet, wirkt dieser auch dunkel und düster. Zudem sind die »Übeltäter« Max und Moritz spitzfindig.

Als Papier wählte ich ein graubraunes Büttenpapier. Ich schrieb den Text mit einer Bandzugfeder und Skriptol, wobei die Verzierungen mit einer dünnen Zeichenfeder Zeile für Zeile eingearbeitet wurden. Die Anfangsiniziale wurde am Ende aus einem Samt-Papier ausgeschnitten und aufgeklebt. Abschließend wurde die Kalligrafie eingerahmt und mit einem Passepartout versehen; alles farblich auf das Papier abgestimmt.

Weihnachtsdekoration
Alle Jahre wieder…

Auch dieses Jahr war es wieder so weit, eine Weihnachtsdekoration für den Eingangsbereich zu gestalten. Die Dekoration sollte diesmal nicht nur ästhetischen Ansprüchen genügen, sondern gleichzeitig auch als informierendes Element dienen. Auf den Tischen wurden Folien mit Text angebracht, der die schönen, aber auch kritischen Seiten der Weihnachtszeit aufzeigt. So verbringt ein Großteil der Menschen die Weihnachtszeit vor dem Fernseher.

Hauptelement der Weihnachtsdekoration ist eine Installation im Eingangsbereich. Von den Kabelkanälen an der Decke wurden bis zum Boden in mehreren Reihen ungefähr 850 Zeichen aufgehängt. Diese ergeben Wörter, die man mit Weihnachten verbindet. Positive wie negative Aspekte der Weihnachtszeit wurden bewusst gegenüber gesetzt, wie z.B. Zeit mit der Familie und Mord. Als Schrift wurde die Stempel Garamond gewählt. Die Weihnachtssterne setzen sich aus den Guillemets der Schrift zusammen, wodurch diese gut mit den Buchstaben harmonieren. Die einzelnen Zeichen wurden aus Finnpappe gelasert und in liebevoller Handarbeit aufgehängt. Noch einmal vielen Dank an alle Helfer!

Die Typoinstallation und die Weihnachtskarte bilden eine Symbiose. So wurde der Weihnachtsvorhang noch einmal klein auf der Vorderseite der Karte abgebildet. Die Gestaltung ist klar, das Papier der Karte sorgt für die weihnachtliche Stimmung.

Helfer: Miriam Rieger, Kevin Kremer, Lynn Mayer, Rita Schimanowski, Laura Ostermaier, Natalie Kennepohl, Lea Roth, Dudu, Lena Rößner, Veronika Disl, Maria Theresa Steiner, Florian Schmidt …

 

Der Teufelskreis – Leporello mit besonderem Dreh

Das Leporello erzählt einen Ausschnitt aus dem bekannten Werk »Orpheus und Eurydike« von Homer. Dabei steigt Orpheus in die Unterwelt, um seine Geliebte, Eurydike, zu retten. Es wird ihm erlaubt, diese wieder aus der Unterwelt zu befreien, aber nur, wenn er sich auf diesem Weg nicht zu ihr umdreht. Doch von so großer Liebe ergriffen, dreht er sich um und Eurydike verschwindet wieder in die Unterwelt. Homer erzählt in seinem Werk von sich wiederholenden Kreisläufen.

Der Text wurde auf Latein in der Capitalis Quadrata mit Bandzugfeder geschrieben. Um den Abstieg Orpheus’ in die Unterwelt und die Behandlung von Kreisläufen aufzunehmen, entschied ich mich für ein Leporello, welches durch einen besonderen Schnitt im ausgeklappten Zustand einen Kreis ergibt. Zudem fällt der Text auf jeder Seite eine Zeile nach unten, sodass dieser am Ende am Boden steht. Das Schlusswort »Vicit amor« wurde mit roter Tinte hervorgehoben.

 

Einblick in die Vielfalt der Arbeiten
Nathalie Kennepohl, Jochen Klaus, Kevin Kremer, Lars Reiners, Stella Legrottaglie, Hanna Rasper, Miriam Rieger, Mia Stevanovic

Der Almanach zeigt die Bachelor- und Masterarbeiten der Absolventen des Fachbereiches Mediadesign. Jede Arbeit wird auf zwei Seiten präsentiert. Auf der Vorderseite ist das Auge der jeweiligen Person zu sehen. Hierfür wurden die Augen der Personen im Vorfeld fotografiert. Auf der Rückseite mit den Informationen über die Arbeit befinden sich in der Mitte die Kontaktdaten des Absolventen. Dank der Perforierug kann man diese heraustrennen und als Visitenkarte verwenden. Die einzelnen Seiten wurden mit einer Buchschraube zu einem Fächer gebunden. Das Konzept, die Gestaltung und Umsetzung stammen von Studenten des Fachbereichs Mediadesign unter Leitung von Prof. Sybille Schmitz.

Vor über zwei Monaten saßen wir das erste mal zur Ideenfindung zusammen und entschieden uns für die Iriden. Denn jedes Auge ist einzigartig, unverfälschbar und ein optisches Meisterwerk der Natur. Daraufhin wurden die Absolventen fotografiert und jedem aus der Gruppe wurde eine Reihe von Personen zugewiesen. Daraufhin wurden die Ergebnisse zusammengetragen und für den Druck vorbereitet. Nach viel Schweiß und Fleiß konnten wir dann vor einigen Tagen den druckfrischen Almanach in Händen halten.

Der Almanach kann auf der Werkschau diesen Donnerstag und Freitag erworben werden und bietet einen Einblick in die Vielfalt der Arbeiten. In dieser Zeit verwandeln sich die Räume der Hochschule in eine große Ausstellung. Neben dem Fachbereich Mediadesign werden auch die Abschlussarbeiten der Fachbereiche Modedesign und Gamedesign gezeigt. In der Druckwerkstatt werden außerdem gelungene Semesterarbeiten der Mediadesigner ausgestellt. Das kommen lohnt sich!

Hommage an einen großartigen Stempelschneider
Schriftanalyse der Stempel Garamond LT Std

Claude Garamont (um 1499 – 1561) war der Schöpfer der berühmten Garamond-Schriften. Sein Name wird mit t geschrieben, die Schriften mit d. Die Garamond ist DIE Überantiqua und die meistverbreitete französische Renaissance-Antiqua. Es gibt unzählige Abwandlungen dieser Schrift, ein sehr gelungener Nachschnitt ist die Stempel Garamond. Dieser wurde 1925 von der D. Stempel AG in Frankfurt am Main geschnitten.

Eine komplexe Geschichte

Das Werk besteht aus zwei Bänden, welche in einem Schuber verwahrt werden. Das erste Buch behandelt die Geschichte und das Leben Garamonts sowie die zahlreichen anderen Nachschnitte. Die geschichtliche Recherche von Garamont war so komplex, dass mehrere Aufenthalte in Bibliotheken und Museen notwendig waren. Es war sogar möglich, die Original-Matrizen von Garamont im Plantin-Moretus-Museum in Antwerpen zu begutachten. Den Schluss bildet ein Kapitel über die Garamond-Schriften in heutiger Zeit.

Das zweite Bucht beinhaltet die Analyse der Einzelzeichen. Am Anfang wurden grundlegende Dinge wie die Schriftfamilie erklärt und die Stempel Garamond im Bleisatz mit der digitalisierten Stempel Garamond verglichen. Den Hauptteil bildet die Analyse der Einzelzeichen. Am Schluss werden noch mikrotypografische Themen behandelt.

Unser Buch – Verbindung von Tradition und Moderne

Es war uns wichtig, Tradition mit Modernität zu verbinden. Der Schuber besitzt in der Mitte ein Loch, durch welches der im Bleisatz angefertigte Nyloprint auf dem Buchdeckel des ersten Buches sichtbar wird. Beide Bücher und der Schuber bestehen aus dem selben leicht gelblichen Stoff. So fügt sich das ganze zu einem Gesamtwerk zusammen. Die Bücher wirken schlicht und modern, wodurch sich die roten Akzente noch mehr hervorheben. Den Bezug zum traditionellen schafft das ornamentale Vorsatzpapier. Der offene Buchrücken der Analyse mit der roten Bindung soll das Konzeptionelle und Analytische dieses Teils wiederspiegeln. Die großen Kapitel wurden durch Leerseiten voneinander getrennt. Die Kapitel des ersten Buches unterscheiden sich durch ihre Farben. Orange für die Geschichte und Nachschnitte, Blau für den heutigen Teil. Das zweite Buch benutzt nur die typografische Auszeichnungsfarbe Rot. Die Kapitel- und Überschriftenseiten wurden mit großen Farbflächen gestaltet. Für den Fließtext wurde die Stempel Garamond LT Std Roman in 10 pt benutzt, für die Bildunterschriften und Quellenangaben die Meta Plus, eine humanistische Linear-Antiqua.

Lea Roth, Lars Reiners, Nadine Mayer, Benny Lämmel