Sütterlin – eine fast vergessene Schrift
Durch Zufall bin ich auf die alte Sütterlin-Schrift gestoßen, die 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelt wurde. Damals existierten viele verschiedene Schriften. Um eine leichtere Handhabung für die Schulkinder zu gewährleisten, hatte Sütterlin die Ober - und Unterlängen der Buchstaben verkürzt. Die Schrift, die 1915 in Preußen eingeführt wurde, löste die damals übliche deutsche Kurrentschrift ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand die Schrift. Gründe dafür mögen in der zunehmenden Mechanisierung sowie dem »Erlass von Bormann« (1941) liegen, zudem wurde verstärkt die lateinische Schrift an den Schulen gelehrt. [Dr. Dr. Peter Hohn: Sütterlinstube Hamburg e.V, Zugriff am 29.06.2013 unter http://www.suetterlinstube-hamburg.de/alpha.php]
Meine Versuche: Graffiti, Papmaschee und Collage
Weil die einzelnen Buchstaben für mich interessante Formen haben, die im Zusammenhang wieder ganz anders wirken, begann ich mir die Schrift – die heute von fast niemandem mehr gelesen werden kann – anzueignen. Im Wechselzug geschrieben mit Strichstärkenunterschieden wirkte es für mich am eindrucksvollsten. Mein erster Versuch, die Schrift in unserem Zeitalter von Tags und Graffiti ankommen zu lassen, scheiterte kläglich an der Folie, weil die Farbe unter ihr auf dem Brett total zusammenlief und kein einziger Buchstabe mehr zu erkennen war. Also musste eine festere Schablone her.
Allerdings reichte mir das noch nicht aus, ich hoffte durch andere Techniken, aus der Schrift noch mehr Wirkung herauszukitzeln. Dadurch entstanden die weisse Pappmascheetafel, mit dem Wort »Unendlichkeit«, die durch die Licht- und Schattenflächen spannend wirkt und das zweite Brett mit den aufgeklebten Wortfetzen.
Schlussendlich stellte ich fest, dass das, was den Reiz der Schrift ausmacht, die Persönlichkeit ist, die jeder durch den eigenen Duktus in sie hineinlegen kann.