Schriftanalyse der Futura – Typografie 2. Semester
Jennifer Lutz, Sophie Schillo, Julian Schöll
Die Futura gilt auch heute noch als Beispiel guter Gestaltung, da sie trotz ihres Rufs als Archetyp der modernistischen Schrift, dem klassischen Formgesetz folgt. Dass sie dennoch nicht wie eine entworfene Schrift wirkt, verdankt sie ihrem sorgfältigen Designprozess.
Die Entwicklung der Futura beginnt im Sommer 1924. Sie wird unabhängig vom Bauhaus entworfen, obwohl auch diese eine moderne Gestaltung im funktionalistischen Stil mit elementaren und geometrischen Formen aufweist.
Paul Renners Ziel ist die Gestaltung der Schrift seiner Zeit. Obwohl er ein versierter Typograf ist, ist er in der Schriftgestaltung noch relativ unerfahren. Doch das hindert den Gestalter, der Moderne und Tradition hervorragend zu vereinbaren weiß, nicht dran eine Schrift zu entwickeln, die, obwohl sie so einfach und geometrisch wirkt, in höchstem Maße ungeometrisch und das Resultat langen Experimentierens ist.
Zeitgleich mit der Futura werden auch die Kabel von Rudolf Koch und die Erbar von Jakob Erbar veröffentlicht, die der Futura ähneln. Renner betont jedoch, dass diese Schriften erst nach der Futura entwickelt wurden, die er schon in frühen Phasen öffentlichen präsentiert hat und nur aufgrund des langen Reifeprozesses gleichzeitig erscheinen konnten.
Trotz allem ist es die Futura, der sofort international der Durchbruch gelang. Ein Grund hierfür sind die Bauerschen Dependancen in Barcelona und New York, sodass sich die Schrift Europa- und USA-weit verbreiten kann. Ab 1930 erobert die Futura die neue Typographie. Selbst Tschichold verwendet sie in der Werbung und in Bücher für den Bücherkreis, eine sozialistische Gemeinschaft. Auch Kurt Schwitters ist ein großer Fan der Futura. Er verwendet sie in seinem Werk »Die neue Gestaltung in der Typographie« und für die CI der Stadtverwaltung Hannover (1929-1934). Er schwärmt über die Futura: »Futura, ihre Vorzüge: Konstruktiv und bestimmt im Ausdruck, klar, exakte Formen, gleichmäßiger Lauf, schmucklos, elegant, rassig, klassisch, rein, edel…«1
In unserer Schriftanalyse, beleuchten wir nicht nur Paul Renners Leben und die Entstehung der Futura, sondern haben uns auch auf die Suche nach neuen Erkenntnissen gemacht. Eine spannende Reise, die uns unter anderem zu Herrn Eckehart SchumacherGebler und nach Dresden in die Offizin »Haag-Drugulin« geführt hat. Im zweiten Teil widmen wir uns dann der ausführlichen Analyse der Einzelzeichen sowie einem Schriftvergleich. Und gelangen zu der Erkenntnis, dass Paul Renner vor 90 Jahren nicht nur die Schrift seiner Zeit, sondern auch die unserer entwickelt hat.
Autor: Jenny Lutz
1 Harzmusum der Stadt Wernigerode, »Paul Renner, 9. August 1878 – 25. April 1956, dem Schöpfer der Futura zum 125. Geburtstag.«, S. 40