Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Laura Ostermeier
Wortskulpturen: Gewalt – Gefangen – Auflehnung
Baum im Herbst von Hermann Hesse
Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
mein Baum. Er liebt’s, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.
Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.
Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.
In Hermann Hesses Gedicht »Baum im Herbst« geht es um den so genannten Kreislauf des Lebens. Dieser Kreislauf des Lebens kann als ein Zustand zwischen Stillstand und Beschleunigung gesehen werden: Festhalten – Aufgeben – Bekommen.
Um das Ganze vor dem Hintergrund der Zeit des Ersten Weltkrieges zu betrachten und zu veranschaulichen werden die Worte Gewalt – Gefangen – Auflehnung verwendet. Sie zeigen einen ganz eigenen Kreislauf des Lebens, der auf den ersten Blick eher negativ erscheint, es aber nicht ist:
Gewalt ist eine Form des Kämpfens, um persönliche Werte durchzusetzen. Die Buchstaben fügen sich gegenseitig Gewalt zu, sie scheinen sich gegenseitig zu durchbohren, zu durchdringen und aufzuspießen.
Gefangen ist eine Form des Aufgebens und des gebrochenen Willens. Die verschachtelten Buchstaben wirken eng, bedrückend und scheinen sich resigniert ihrer Gefangenschaft hinzugeben.
Auflehnung ist eine Form neu gewonnene Hoffnung und Kraft zu zeigen. Die Buchstaben dieses Objektes scheinen der Gravitation zu trotzen. Sie türmen sich schräg nach oben auf und scheinen eine Revolte zu beginnen.
Durch die freie Anordnung im Raum kann der Betrachter das Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachte und so immer wieder neu erfahren.